Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

100 Die Zeit von 1854 bis 1865. 
  
bisher zu arbeiten. Albert bekam am 2. Januar eine könig- 
liche Order, wonach der Staatsrat die neu ausgearbeitete Ge- 
werbeordnung zu prüfen hatte. Infolgedessen gab es in den 
nächsten Monaten manches zu tun, worüber Hassel ausführ- 
lich berichtet. Darum brauche ich hier nicht weiter darauf ein- 
zugehen. Im Mai traf der Prinz Napoleon zu Besuch in 
Dresden ein. Da der König schon auf dem Lande weilte, über- 
nahm der Kronprinz die Führung des fremden Gastes. 
Am 19. Mai reiste das Königspaar nach Italien und Tirol, 
um die verheirateten Töchter wiederzusehen. Die Neise ging 
zuerst nach Stresa, um die Herzogin von Genua zu besuchen. 
Von da schrieb Johann an seinen Sohn und konnte ihm nur 
gute Nachrichten über seine Reise und den dortigen Aufent- 
halt geben. Albert schrieb ihm am 27. Mai: „Unser Leben 
ist hier so einerlei wie das Wetter.“ Hierauf erzählte er von 
dem Besuch des Erzherzogs Franz Karl in Wachwitz. Zum 
Schluß schreibt er: „Gestern war Bürgermeister Pfotenhauer 
bei mir, um anzukündigen, die Stadt wolle mir zur fünf- 
undzwanzigjährigen Feier der Städteordnung das Ehren- 
bürgerrecht ertheilen. Ich wollte telegraphisch um Deine Er- 
laubniß bitten, allein Beust, den ich deshalb consultierte, 
meinte, es sei nicht nöthig, so melde ich es Dir also nur. Ich 
hoffe, Du hast nichts dagegen.“ 
Am 3. Juni reisten Albert und Carola nach Morawetz. Es 
war das erstemal, daß Carola dorthin nach dem Tode der 
Mutter und als Herrin kam. Albert schreibt von dort am 12: 
„Oer erste Eintritt in dieses vereinsamte Haus war ein recht 
schmerzlicher für meine arme Carola, doch überwand sie den 
Eindruck schneller und besser als ich erwartet hatte.“ Sie 
blieben dort bis 16. Zwei Jahre darauf hat Carola das Gut 
an einen Baron Gudenus verkauft, aber einige Wohlltätigkeits- 
anstalten behalten. Sie ging erst 1870 wieder hin. Ich besinne 
mich, daß sie dann noch manches Mal dort war und alte Kind- 
beitserinnerungen auffrischte. Unterdessen war das Königspaar 
nach Florenz gereist. Sicher hat dabei der König so manche
	        
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