Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

102 Die Zeit von 1854 bis 1865. 
  
war die letzte Rede, die dieser hielt, und zwar an sein liebes 
1. Garderegiment. Am 15. Oktober ernannte König Johann 
seinen Sohn zum General der Infanterie. Damit hatte er 
für lange Zeit den höchsten militärischen Nang erreicht. Von 
den Jagden in Ischl hatte er in diesem Jahre so gut wie 
nichts, da er gleich nach der Ankunft wegen des Todes seiner 
Schwester Marie, von dem ich schon oben gesprochen habe, 
heimgerufen wurde. Schließlich ist aus diesem Jahre noch 
zu erwähnen, daß der langjährige Adjutant und Chef der 
Hofhaltung von Senfft als Oberst wieder zur Truppe zurück- 
kehrte. Ich werde im weiteren Verlauf nicht jeden Adjutanten 
erwähnen, da es viel zu viele sind. Aur die werde ich nennen, 
die eine besondere Bedeutung für das Leben Alberts gehabt 
haben. Und zu diesen gehört Senfft an erster Stelle. 
Vielleicht ist hier eine günstige Gelegenheit, etwas Aäheres 
über die große Liebe Alberts zur Musik und sein Ver- 
ständnis für dieselbe zu sagen. Ich habe schon im 2. Kapitel 
eine Stelle aus einem Brief an seinen Vater angeführt, 
worin er über den Eindruck spricht, den ihm Fenny Lind ge- 
macht hat. Leider finden sich solche Stellen kaum wieder in 
seinen Briefen. Aber jeder, der den König gekannt hat, wird 
es mir bestätigen, wie groß dessen Freude an der Musik war. 
Er hatte vielleicht nicht ganz das feine musikalische Empfin- 
den wie mein Vater. Dafür war es ihm aber gegeben, sich 
leichter in neuere Nichtungen hineinzufinden. Wie mancher 
Komponist hat bei ihm volles Verständnis gefunden, wenn es 
vielleicht andere noch nicht oder nur zögernd taten. Sehr 
gewählt ist die musikalische Bibliothek, die er hinterlassen hat. 
Freilich hat er nicht alles selbst gesammelt, sondern manches 
davon geerbt. Aber das letztere wurde bei ihm zu lebendigem 
Besitz. In der Bibliothek befinden sich auch zahlreiche Manu- 
skripte von Mozart, Beethoven, Weber und anderen Kompo- 
nisten. Regelmäßig besuchte er die zahlreichen Konzerte, die 
sich im Winter in Dresden häuften. Mit lebhaftem Interesse 
verfolgte er alle neuen Opern. Ich besinne mich noch, welche
	        
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