Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Liebe zur Musik. Richard Wagner. 103 
  
Freude er an der Cavalleria Rusticana hatte. Naturgemäß 
ging seine größere Liebe mehr der älteren Musik zu. Be— 
sonders schwärmte er für Beethoven und Mozart. Aber auch 
Richard Wagner, der bekanntlich in den vierziger Jahren 
Kapellmeister am Hoftheater war, ist er von Anfang an mit 
Verständnis nahe getreten. Wie er sich zwar zu seinen 
späteren Werken stellte, entzieht sich meiner Beurteilung. 
In Bayreuth ist er erst 1889, also nach Wagners Tod, ge- 
wesen (siehe Kapitel 9). Freilich lag eben zwischen Albert 
und Richard Wagner der Maiaufstand von 1819, an dem sich 
letzterer bekanntlich beteiligte. Um so interessanter ist es, daß 
Wagner ein großes Vertrauen zum Kronprinzen Albert hegte. 
Deshalb wandte er sich an diesen, als er den sehnlichsten 
Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, jahrelang nicht erfüllt 
sah. Der Brief, in dem er dies tat, ist aus Zürich vom 
20. Februar 1858. Da er von außerordentlichem Interesse 
für Denken und Empfinden Wagners ist, anderseits aber auch 
interessante Streiflichter auf Alberts Stellung zu ihm wirft, 
so möchte ich ihn hier zur Veröffentlichung bringen: 
„Die Erinnerung an die wohlgeneigte Aufmerksamkeit, 
welche Eure Königliche Hoheit einst meinen künstlerischen 
Arbeiten schenkten, ermuthigt mich zu dem Schritte, den ich 
heute und hiermit wage, um Söchstderselben huldvolle Für- 
sprache bei Seiner WMajestät des Königs, Ihres erhabenen 
Vaters, für mich und meine schwere Lage zu erhalten. 
Vor nun zwei Fahren bereits faßte ich den Muth, an Seine 
Mazestät selbst mich mit dem Gesuch um allergnädigste Nieder- 
schlagung der gegen mich eingeleiteten Untersuchung wegen 
Theilnahme an den unglücklichen Ereignissen von 1819 zu 
wenden. Dieses Gesuch begleitete ich mit einer offenen 
Darstellung des ungewöhnlichen und vielleicht sonderbaren, 
geistigen Entwicklungsgangs, der mich, unter beschwerenden 
Hemmnissen für mein ideales Streben, bis zu der Verirrung 
verleitete, in einer, unter den Einflüssen einer höchst auf- 
regungsvollen Zeit als möglich gedachten, Umgestaltung der
	        
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