Der Krieg 1859. Hochzeit Prinz Georgs. 113
Gemahlin, die dort bei ihrer Großmutter, der Großherzogin
Stephanie, weilte, abzuholen. Kaum war er zurück, hatte
er die Freude, den Erzherzog Albrecht, der von Berlin zurück-
kehrte, zu begrüßen. Was ihm dieser alles von seiner Sendung
erzählen konnte, entzieht sich leider der Beurteilung. Sicher
bat damals Albert mehr erfahren, als in Berichten zu lesen
ist. Der Erzherzog wurde in Dresden vom Publikum be-
geistert empfangen.
Während nun der Krieg zwischen Österreich und Frankreich,
auf den näher einzugehen, außerhalb meiner Aufgabe liegt,
begann, trat mein Vater seine Reise nach Portugal an, und
zwar über Dover, Southampton, und dann mit einem portu-
giesischen Kriegsschiff nach Lissabon. Am 11. Mai fand dort
die Hochzeit meiner Eltern statt. Am 26. traf das junge
Paar in Moritzburg ein, damit vor dem Einzug die Bekannt-
schaft mit der jungen Frau stattfinden konnte. Am 28. fand
dann der feierliche Einzug in Dresden statt.
Während dieser Zeit war der Kronprinz zum Komman-
danten des IX. Bundeskorps für den Fall des Krieges er-
nannt worden. In der zweiten Hälfte des Mai reiste er nach
Kassel und Wiesbaden, um Truppen zu besichtigen, die zu
diesem Korps gehörten. Leider haben sich keine Briefe Alberts
aus dieser schweren Zeit erhalten, wo man täglich erwartete,
in den Krieg zu treten. Ihn beschäftigten fortgesetzt militärische
Besichtigungen. Darum wird er auch weniger Zeit für anderes
gehabt haben.
Aus dem ZJuni sind dagegen zwei Briefe des Königs
Johann an seinen Sohn, die mir sehr wichtig zu sein scheinen.
Sie beweisen schlagend das, was ich schon oben sagte. Die
meisten Sachen zwischen König Johann und Kaiser Franz
Joseph sind durch Alberts Hand gegangen. Er genoß ja eben
das volle Vertrauen seines Vetters. Der erste Brief ist vom
11. Juni:= „Etwas näheres aus Berlin weiß ich noch nicht,
boffe es aber im Laufe des Tages zu erfahren. JIch
bitte Dich jeden Falls, mir den Brief an den Kaiser, d. h.
König Albert. 8