Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

118 Die Zeit von 1854 bis 1865. 
  
in Strehlen zeigen. Aus des Vetters Munde erfuhr er 
alles über die Teplitzer Zusammenkunft. 
Der Herbst war dann wieder mit den Manövern und 
Jagden ausgefüllt. Am 21. Oktober reiste Albert nach Si- 
byllenort, am 29. nach Ischl. Seine Absicht, zur Eröffnung 
des Landtags zurück zu sein, vereitelte ein starker Schneefall, 
so daß er erst am 11. zurückkehrte. Gegen Schluß des Jahres 
trat in der Familie eine Masernepidemie auf, von der alle 
mit Ausnahme meiner Eltern ergriffen wurden. 
Das ist auch der Grund gewesen, warum beim Begräbnis 
Friedrich Wilhelms IV. weder der König, noch der Kronprinz 
anwesend waren. Erst am 8. Januar 1861 reiste Albert nach 
Berlin. Er überbrachte im Auftrag des Vaters die Elück- 
wünsche an den neuen König und besuchte seine verwitwete 
Tante. Dberall wurde er sehr freundlich aufgenommen. Schon 
damals soll, wie Hassel schreibt, Albert die Zuneigung des 
neuen preußischen Königspaares in hohem Grade besessen 
haben. Das kann ich mir recht gut denken, denn mein Onkel 
hatte eine ganz seltene Gabe, sich mit den verschiedenartigsten 
Leuten gut zu stellen. Auch mußten die beiden begeisterten 
Soldaten sich gegenseitig angezogen fühlen. Immerhin ist 
wohl damals das Verhältnis mehr ein äußerlich herzliches 
gewesen. 
Den Verhandlungen des Landtags folgte Albert mit leb- 
haftem Interesse, ist aber auch damals noch nicht in die 
Erste Kammer eingetreten. Anfang August reiste König Jo- 
hann in die Schweiz, um mit seiner ältesten Tochter, die er 
seit dem Krieg 1859 nicht gesehen hatte, zusammenzutreffen. 
Sie konnte damals nicht in die Heimat kommen, da Sachsen 
das neue Königreich Italien noch nicht anerkannt hatte. Von 
dieser Reise schrieb er eine Anzahl Briefe an Albert, so wie 
er zwei von diesem aus der Heimat erhielt. Am 8. schreibt 
Johann aus Luzern und berichtet über den guten Verlauf 
der Reise, sowie über die Zusammenkunft mit der Tochter. 
Am 7. hatte Albert im Auftrage seines Vaters den Landtag
	        
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