Londoner Reise. Tod der Prinzeß Auguste. 125
schließlich scheiterte der Plan an der Weigerung des Erz-
bischofs von Canterbury. Am 1. kam die Westminster Abtey
noch daran, Windsor und doch ein kurzer Besuch des British
Museum. Am 8. August trafen sie früh wieder in Dresden
ein. Um wirklich England kennenzulernen, war die Zeit viel
zu kurz. Immerhin aber hat der Aufenthalt bei Albert unaus-
löschliche Eindrücke hinterlassen, die er fünfund wanzig Jahre
darauf unter anderen Verhältnissen auch mit Carlowitz auf-
frischen und vertiefen konnte. Dieser letztere schließt den
Bericht über die Reise mit folgenden Worten: „Welch ein
schöner Anfang meiner Dienstleistung beim Kronprinzen war
doch die Reise, und was versprach sie für die Zukunft?! Das
Alles erfassende Interesse des Hohen Herrn, die Ungezwungen-
beit und der wahrhaft freundschaftliche Verkehr, wer sollte
nicht dem wohlthuendsten Eindruck unterliegen?“
Im September wohnte Albert den großen österreichischen
anövern bei Kladrup in Böhmen bei. Besonders inter-
essierten ihn dabei Kavallerieübungen unter General von
Edelshein. Gleich darauf mußte er in Dresden beim Besuch
des Prinzen von Wales sein. Am 30. konnte er in Ischl ein-
treffen, um wieder einmal einige Zeit in den Alpen mit seinem
Herzensfreund der Freude der Jagd obzuliegen. Carlowitz
schreibt: „Die Freude an der Natur, an dem edeln Waidwerk
und an der Geselligkeit waren es, die er mit froher Laune genoß.“
Die nächsten Monate verliefen verhältnismäßig ruhig. Im
Karneval 1863, der lustig wie sonst war, tanzte Albert sehr
eifrig. Carlowitz erzählt von dem Ball, den Albert selbst gab:
„Er machte den aufmerksamen Wirth und trieb die faulen
Tänzer aus ihren Verstecken.“ Am 11. März starb das älteste
Mitglied der Familie, die Prinzeß Auguste, von der ich schon
im ersten Kapitel gesprochen habe. Damit schwand eine lebende
Erinnerung aus der Zeit, wo Sachsen noch Kurfürstentum
war. Auch hatte sie ja die ganze Aapoleonische Zeit als Er-
wachsene erlebt und ihre Eltern in die Gefangenschaft be-
gleitet. Albert wurde ihr Erbe. Meine Eltern hatten sie