126 Die Zeit von 1854 bis 1865.
gebeten, bei dem zu erwartenden Kind Patin zu sein. Dieses
kam erst am 19. zur Welt, es war meine Schwester Mathilde.
Damals lebte noch eine etwas ältere Schwester Elisabeth, geb.
am 11. Februar 1862. Sie starb am 18. Mai 1863.
Auf die politischen Verhandlungen, die sich in diesen
Monaten hinzogen und schließlich im August zu dem Frank-
furter Fürstentag führten, will ich hier nicht näher eingehen.
Albert war nicht selbst daran beteiligt, verfolgte sie aber
natürlich mit dem lebhaftesten Interesse. Der Vater weihte
ihn auch in alle Fragen ein. Leider haben sich aus diesem
Jahre keine Briefe von ihm an seinen Sohn erhalten.
Am 22. Juli trat das Kronprinzenpaar eine längere Aeise
in die Schweiz an. Zuerst ging es über Frankfurt, bis wohin
meine Eltern und Prinzeß Sophie, die nach England reisen
wollten, mitreisten, nach Rüdesheim, wo die Gräfin Ingelheim
in der Brömserburg besucht wurde. Weiter reisten sie nach
Heidelberg und Karlsruhe, wo sie Großherzog und Groß-
herzogin besuchten. Carlowitz erzählt von dem Aufenthalte:
„Dem Kronprinzen wurde hier auf einer Morgenpromenade
das Nauchen untersagt. Gewiß große Vorsicht gegen Feuers-
gefahr, aber ein rechter Zopf.“
Aus Baden--Baden, wo sie den nächsten Aufenthalt nahmen,
richtete Albert einen Brief an seinen Vater, in dem er schreibt:
„Vorgestern besuchten wir Heidelberg, das mich ganz ent-
zückt. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, die
schöne Aussicht, die prächtige Ruine oder die herrliche Aatur.“
Dann berichtet er von einem Besuch beim König von
Preußen. „Ich fand ihn freundlich wie immer, dank Bismarck
ziemlich herabgestimmt in politicis.“ Das ist die erste Be-
merkung über diesen aus der Feder Alberts, wie man sieht,
nicht sehr freundlich, wie man sich das auch damals gar nicht
anders denken konnte. Gern wüßte man, ob sie sich damals
schon kannten.
Das Kronprinzenpaar wohnte bei Carolas Tante, der
Herzogin von Hamilton. Carlowitz meint, der Kronprinz habe