Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

132 Krieg 1866. Norddeutscher Bund (1867—1870). 
wendet. Albert plante einen Ausflug nach der Berninagruppe, 
die ihn mächtig anzog. Schon waren die Führer zu dieser 
Besteigung genommen und alles vorbereitet. Da traf ein 
Telegramm vom König ein, der Kronprinz möchte nicht länger 
in der Schweiz bleiben, sondern sich nach einem Orte Süd- 
deutschlands begeben, wo er leicht zu erreichen sei. Carlowitz 
schreibt dazu: „Wer des Prinzen Freude, durch die Berge 
zu streifen, kennt, wird ermessen, wie schwer ihm der Ver- 
zicht fiel.“ Aber die Verhältnisse hatten sich so zugespitzt, daß 
man schon damals den Bruch zwischen Preußen und Öster- 
reich fürchtete. 
Albert schreibt am 6. noch aus Tarasp an den Bater: 
„Ich muß gestehen, der Nachsatz Deines Telegramms hat 
mich etwas erschreckt und mich eigentlich ungeduldig gemacht, 
nach Hause zu kommen, da mir daraus zu erhellen schien, daß 
etwas politisch schlimmes in der Luft liege. Aächstdem bin 
ich in politicis jetzt ganz desorientiert.“ Er reiste also ab, 
ließ aber seine Gemahlin in Tarasp. In Chur erhielt er ein 
neues Telegramm des Vaters, der ihm freistellte, in der 
Schweiz zu bleiben, da eine Entspannung eingetreten war. 
Es kam bekanntlich bald darauf zum Gasteiner Vertrag. 
Albert reiste aber trotzdem nach Deutschland zurück, und zwar 
zunächst nach Sigmaringen. Der Vater schrieb ihm am 9. 
aus Possenhofen: „Ich beklage jetzt beinahe, daß ich (Dich) 
durch mein letztes Telegramm zur Abkürzung der schönen 
Reise bestimmte. Ganz mißverstanden hast Du dasselbe aller- 
dings (nicht), doch ging meine Absicht nicht dahin, sondern 
nur Dich von weiterer Ausdehnung derselben abzuhalten. Aus 
meinem letzten Telegramm wirst Du ersehen haben, daß so 
große Eile nicht nöthig ist. Ich kann leider aus leicht be- 
greiflichen Gründen mich in meinem Brief nicht weiter ein- 
laßen.“ Ehe Albert diesen Brief bekam, hatte er am 10. aus 
Lindau dem Vater geschrieben: „Du wirst mich wegen meiner 
Eile recht ausgelacht haben, allein die Zeitungsnachrichten, die 
ich unterwegs aufschnappte, klangen sehr allarmierend. Es
	        
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