Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

160 Krieg 1866. Norddeutscher Bund (1867—1870). 
  
gehen oder Verstecken in Paris zu spielen, nur hatte uns 
Tante Warie geschrieben, es würde mit einer Visite genügen, 
da wir bei ihr wohnen. Ich sollte denken, es müßte den Leuten 
dort der Prinzen genug sein. Das Wann und wo der Auf- 
wartung wird wohl Seebach am besten bestimmen.“ 
Nachdem am 16. Juni den neu errichteten Dresdener 
Bataillonen die Fahnen von König Johann verliehen worden 
waren, reisten Albert und Carola noch denselben Abend nach 
Paris ab, wo sie am 17. eintrafen. Sie blieben dort bis zum 
8. Juli und genossen sehr den Aufenthalt in der glänzenden 
Weltstadt. Am 20. wurden sie von dem Kaiserpaar empfangen 
und fast eine Stunde behalten. Wie Schimpff erzählt, habe 
die Kaiserin Carola ganz unter ihren Zauber gebracht. Sie 
war ja sehr empfänglich für alles Französische und fühlte 
sich auch durch ihre Großmutter als Verwandte. Es mag ihr 
aber doch ungemütlich zumute gewesen sein, bei Aapoleon zu 
Gaste zu sein, der doch einmal stark auf ihre Hand gehofft 
hatte. Die Tage waren sehr reich besetzt, denn außer der 
Ausstellung wollten sie doch auch die ihnen unbekannte Stadt 
sehen. Außerdem waren noch der Graf und die Gräfin von 
Flandern anwesend, Carolas geliebte Kusine. Albert hat sich 
auch, soweit es ging, mit der französischen Armee beschäftigt. 
Bei der großen Parade am 26. Juni ritt er nicht mit in der 
Suite des Kaisers, sondern sah sich dieselbe nur als Zuschauer 
an, aber mit der größten Aufmerksamkeit. Von diesem Tage 
ist der einzige Brief, den er an seinen Vater gerichtet hat. 
Er schreibt darin: „Der Totaleindruck, der sich hier aufdrängt, 
ist ein sehr gemischter. Das Erstauntsein über die Maße der 
Häuser war ich schon in London los geworden, allein der erste 
Eindruck ist hier auch ein freundlicherer.“ Dann beschreibt er 
die Straßen und das Leben auf denselben und setzt hinzu: 
„Alles kommt mir vor wie in Romvor seinem Verfall.“ Hierauf 
erwähnt er die Ste. Chapelle und das Musée de Cluny, die er 
beide sehr bewundert. Endlich schreibt er von Versailles: „Aeu- 
lich waren wir in Versailles. Es macht einen tragischen, öden
	        
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