162 Krieg 1866. Aorddeutscher Bund (1867—1870).
seit sie sich im Herbst 1866 trennten, zu erzählen! Auch
Sibyllenort wurde wieder einmal aufgesucht. Im Dezember
fand ein Briefwechsel zwischen Albert und Bismarck statt,
auf den ich hier nur hinweisen will, da die beiden Briefe im
zweiten Band des Anhangs zu Bismarks Gedanken und
Erinnerungen Seite 117 ff. abgedruckt sind.
Im Jahr 1868 stockt eine Quelle, aus der ich so oft geschöpft
habe. Weder ist ein Brief von Albert an seinen Vater
aus diesem Fahr erhalten, noch einer von diesem an seinen
Sohn. In den ersten Monaten hatte Albert viel im Landtag
zu tun, ebenso militärisch. Der Briefwechsel mit seinem
alten treuen Freund Albrecht scheint um diese Zeit wieder
aufgelebt zu sein. Um die Jahreswende oder bald nach der-
selben muß Albert ihm geschrieben haben. Am 3. März ant-
wortete ihm der Freund aus Bruck an der Leitha. Aus
dem Brief entnehme ich hier folgendes: „Was Du mir über
unsere brave Armee sagst, that meinem noch wunden Herzen
unendlich wohl. Trotz allem und allem hoffe ich, in wenigen
Jahren dieselbe physisch und moralisch auf den Beinen zu
haben. Viel Fleiß, Consequenz, Geduld müssen allerdings
dabei zusammenwirken und von Allen bethätigt werden.
Manches ist schon geschehen, der Geist in Vielen beßer, mehr
Ernst, mehr Fleiß ist schon vorhanden, denn die Ausschrei-
tungen Einzelner in unserer zügellosen Preße (meist ver-
unglückte Talente) darf man nicht für den Geist der Mehrzahl
halten.
Usedoms Depesche 1) gefiel Dir? mir auch. Sie ist klar und
müß endlich jene Blinden überzeugen, die Preußen 1866 als
friedliebend und uns als Störenfriede ansahen. Das waren
wir, wohl aber
1) Graf v. Usedom, preußischer Gesandter in Turin, nahm 1866
an den Verhandlungen teil und verfaßte die 1868 von Lamarmora
veröffentlichte „Stoß--ins-Herz-Depesche“ über das preußisch-ita-
lienische Bündnis, weshalb er 1869 abberufen wurde, da andern-
falls Bismarck mit seinem Rücktritt drohte.