Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Brief Erzherzog Albrechts. Wilhelm J. in Dresden. 163 
  
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Verzeihe, daß ich mit aller Offenherzigkeit schreibe. Du 
weißt, daß ich in Dir einen so guten brüderlichen Freund 
fand, und daß ich Dir gegenüber keiner Phrasen und Heim- 
lichthuerei fähig bin.“ Wenige Tage, nachdem Albert diesen 
Brief erhalten hatte, reiste er nach München, um seinen 
Vater beim Begräbnis des Königs Ludwig I. zu vertreten. 
In Dresden ist er dann am 12. März das OPbiekt eines 
Attentats beim Reiten im Großen Garten geworden. 
Der MWann, der ihm mit geladener Pistole entgegentrat, 
aber nicht schoß, erwies sich als ein Frrsinniger. Albert 
begab sich hierauf nach Berlin zu den Frühjahrsparaden, 
die am 20. und 21. stattfanden, und blieb dort bis zum Ge- 
burtstage König Wilhelms, eine Gewohnheit, die er auch wäh- 
rend seiner Negierungszeit beibehielt. Carlowitz meint, daß 
solche Neisen damals öfter erfolgt wären, um den Kronprinzen 
mit den maßgebenden militärischen Persönlichkeiten in Be- 
rührung zu bringen. Das ist auch vorzüglich gelungen, 
denn Albert erlangte in kurzer Zeit eine sehr geachtete Stel- 
lung. Namentlich schätzte ihn Moltke sehr hoch. 
Im Sommer unternahm der Kronprinz keine Urlaubsreise. 
Im Juli reiste er über Gitschin nach dem Schlachtfeld von 
Königgrätz, das er am 2. Jahrestag eingehend besichtigte. 
Auch die anderen Schlachtfelder des Krieges wurden von ihm 
besucht. Im September kam der König von Preußen, um 
an den Manöbvern der sächsischen Truppen teilzunehmen. 
Er äußerte seine große Zufriedenheit. Am Schluß ernannte 
ihn König Johann zum Chef des 2. Grenadierregiments 
Nr. 101. Einige Wochen später weilte der Kronprinz von 
Preußen mit seiner Gemahlin in Dresden. Die Verhält= 
nisse zwischen den beiden Königshäusern hatten sich eben 
wesentlich gebessert. In diesem Herbst scheint Albert nicht 
zu den geliebten Jagden in Österreich Zeit gefunden zu haben. 
Kurz vor Fahresschluß starb der Präsident von Langenn, 
Alberts ehemaliger Erzieher, dem er im Verein mit meinem 
Pater die letzte Ehre erwies. 
 
	        
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