Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Manöver in OÖstpreußen. Vatikanisches Konzil. 
feierte die Feldartillerie ihr 250. Jubiläum. Auch an dieser 
Feier nahm Albert teil. Während dieser Zeit war Carola zur 
Kur in Marienbad. Er schrieb ihr wie immer, wenn sie ge- 
trennt waren, alle zwei Tage. Meist enthalten diese Briefe 
nicht viel für die Allgemeinheit von Interesse. Oft berichtet 
er ihr von den Hunden, die ja im Leben der beiden eine so 
große Nolle spielten. Kurz vor dem Artilleriefest war er 
einige Tage in Marienbad. Nach der Aückkehr schreibt er 
ihr am 20.: „Ich bin glücklich, aber nicht zufrieden hier an- 
gelangt. Welch schöne Tage habe ich jetzt hinter mir, ich 
erinnere mich lange nicht so froh und zufrieden gewesen zu 
sein, wie die Woche in Marienbad.“ Endlich berichtet er ihr 
aus Pillnitz über die Herzogin von Genua, die zu Besuch 
da war und am 30. abreisen wollte, und macht den Vorschlag 
mit Ober--Ammergau und schließt: „Abrigens freue ich mich 
unbeschreiblich, Dich so bald wiederzusehen.“ Bald nach dem 
Artilleriejubiläum begab sich Albert nach München, wo er 
mit seiner Gemahlin zusammentraf. Beide reisten nach Ober- 
Ammergau und wohnten dort tief ergriffen dem Passionsspiel 
bei. Am 9. Juli kehrten sie zurück, noch nicht recht ahnend, 
was die nächsten Tage bringen sollten. 
Seit dem Herbst 1869 war bekanntlich in weiten Kreisen 
der katholischen Kirche, aber auch der nichtkatholischen Christen, 
eine große Spannung der Gemüter zu bemerken, Es handelte 
sich um das Konzil, das Pius IX. am 8. Dezember eröffnete, 
aber noch mehr um das Unfehblbarkeitsdogma. Aber auf die 
ganze Sache will ich hier nicht näher eingehen. Wie sich 
Albert von Anfang an dazu stellte, und darauf kommt es 
mir hier einzig und allein an, ist nicht festzustellen. Da sein 
religiöses Gefühl nicht so reich entwickelt war wie das seines 
Vaters und seines Bruders, wird er sich wohl weniger damit 
beschäftigt haben. König Fohann hat anfangs stark geschwankt, 
ist aber dann, wie ein von mir veröffentlichter Brief in den 
historisch-politischen Blättern von Dezember 1920 dartut, auf 
klar katholischen Standpunkt getreten. Wie sich mein Vater 
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