168 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
habe vor dem Abmarsch noch gebeichtet, aber nicht an Heine,
sondern Bernert, weil ich fürchtete, ersteren zu sehr zu er-
müden.“
Von dem Marsch, der nun folgte, läßt sich nicht allzuviel
sagen. Am 2. aß Albert beim Prinzen Friedrich Carl, der
freundlich, beinahe herzlich zu ihm war. Am 5. weilten
Alberts Gedanken ganz besonders in Strehlen. Es war ja
Carolas Geburtstag, den er zum erstenmal ohne sie feiern
mußte. Er schreibt ihr: „Wie bin ich heute in Gedanken bei
Dir an diesem sonst so schönen Tag, den ich das erste Mal
seit 17 Fahren ohne Dich erleben muß. Meine herzlichsten
Wünsche begleiten Dich aber doch.“ Er legte ein vierblättriges
Kleeblatt bei und sagt weiter: „Schönburg ist aufgeräumter
denn je und neckt, wen er ersieht.“ An dem Tage brachte
Letzterer bei Tisch das Wohl der Kronprinzeß aus.
In einem Brief an den Vater vom 8. August drückt er
sich sehr wenig entzückt aus, mit dem Großen Hauptauartier
zusammen zu liegen, es sei ein wahrer Heuschreckenschwarm.
Mit der Truppe sei er sehr zufrieden. „Was uns zunächst
bevorsteht, kann man nicht wißen, es kann ebensogut die
nächsten Tage, als erst an der Mosel zum Klappen kommen.“
Aus dem ganzen Brief geht eine gewisse Ungeduld hervor.
Alles drängte eben an den Feind, besonders nach der sieg-
reichen Schlacht von Wörth. Johann bemerkt dazu in einem
Brief: „Eure Zeit wird auch schon kommen. Gott gebe, daß
es gut gelinge und uns nicht zu große Verluste bringe.“
Am 11. überschritt Albert mit seinem Stab die fran-
3zösische Grenze. Darüber schreibt er am 12. an seine Frau:
„Gestern hatte ich das erste QOuartier auf feindlichem Boden.
Früh beim Uberschreiten der Grenze ließ ich Georgs Division
an mir vorbeimarschieren, was trotz heftigen Regens mit
hellem Jubel geschah. Heute liege ich in einem ganz leeren
Schloß, wo der Bruder des Besitzers, ein guter alter Abbé,
wohnt. Er sagte, er wäre durch Freund und Feind ganz
ausgefreßen, brachte auf einmal zwei Flaschen Bordeaux her-