Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

16 Kindheit und Jugend (1828—185). 
  
Sophie (Herzogin Karl Theodor in Bayern, 7 1867) zur 
Welt kamen. So wurde es ein heiteres Familienleben, 
wenn auch, wie ich aus dem Munde meines Vaters weiß, 
die Erziehung eine sehr ernste und strenge war. Namentlich 
wurden die Kinder ziemlich knapp mit dem Essen gehalten. 
Albert scheint nicht immer verträglich mit seinen Geschwistern 
gewesen zu sein. Wenigstens ermahnt ihn sein Vater fast 
in allen Briefen, die er ihm in diesen Jahren schrieb, zur 
Verträglichkeit. Das Leben verlief ruhig, abwechselnd in 
Pillnitz und im Palais am Taschenberg, ersteres im Sommer, 
letzteres im Winter. Hie und da wurde auch Aufenthalt in 
meinem jetzigen Palais, das bis 1838 dem Prinzen Wax 
gehörte, genommen. — Das Leben in Pillnitz, wo die könig- 
liche Familie täglich auf das engste zusammen weilte, er- 
schien der Jugend etwas steif und langweilig. Man kann in 
späteren Briefen lesen, daß sich die Geschwister gegenseitig eine 
Dosis Pillnitzer Langeweile wünschen. Darum wurde es 
immer mit Freuden begrüßt, wenn Johann mit seiner Familie 
das stille Landgut Jahnishausen bei Niesa auf einige Zeit 
aussuchte. Dort konnten sich die Kinder ganz anders aus- 
tummeln, dort fühlten sie sich viel freier. Später erbte 
Johann von König Anton dessen Lieblingsschloß Weesenstein. 
Von da an wurden dort alljährlich einige Wochen verbracht. 
Mit den dortigen Aufenthalten verknüpften sich für Albert 
und seine Geschwister die schönsten Jugenderinnerungen. 
Wann und wo der erste Unterricht begann, und wer ihn 
erteilte, kann ich leider nicht feststellen. Dem ersten Lehr- 
meister soll Albert nicht gerade mit großer Freudigkeit ent- 
gegengekommen sein. Erst später ging das besser. Der Vater 
hatte aber sicher den nach seiner Ansicht besten Lehrer aus- 
gesucht. Den Neligionsunterricht gab der Hofprediger Dittrich 
(später Bischof). In den Aufzeichnungen, die mir vorliegen, 
wird Dittrich sehr gerühmt. Ob er aber gerade die Persönlich= 
keit gewesen ist, die imstande gewesen wäre, bei dem Prinzen 
die Religiosität so zu wecken, daß sie sein ganzes Leben
	        
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