198 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Neich bis 1873.
das Großkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen hat. Aoch
weiß ich nicht, wie es ausschaut. Ihr aufrichtiger Freund.“
Das Großkreuz um den Hals gehörte später so zur Persönlich=
keit des Königs, daß man sich ihn gar nicht ohne dasselbe
mehr vorstellen könnte. Jahrelang war er zuletzt der einzige,
der es noch tragen konnte.
Am 22. schreibt er dem Vater aus Compieègne: „Hier waren
die ersten Tage in den großen Räumen mit unzureichender
Heizung auch nicht gerade angenehm, doch wird's beßer.
In Paris haben sich die Zustände verschlimmert.“ Im An-
schluß daran gibt er einen Bericht. Dann fährt er fort:
„Gegen uns vermeiden sie für den Augenblick alle Feind-
seligkeiten. Mein Stab ist jetzt collossal, da die III. Armee
dazugetreten, aber die Beschäftigung nicht größer.“ Am 30.
schreibt er weiter: „Hier leben wir jetzt in voller Friedens-
ruhe. Die Besorgniß, die Pariser Ereigniße könnten störend
auf uns wirken, hat sich jetzt ganz verzogen. Ich glaube, es
war von Anfang an nichts zu besorgen. In kleinem Krieg
bin ich jetzt mit Roon, d. h. Fabrice, auch wieder nur ein
Ausfluß des Antagonismus Bism. contra Moltke. Auf
Befehl des letzteren mußte ich an „die jeweiligen Machthaber
in Paris“ schreiben, um sie vor Friedensstörungen zu warnen.
Ich adressierte vorsichtshalber an den jeweiligen Com-
mandanten von Paris. Dieser Brief, noch dazu unrichtig
übersetzt, hat wohl den G. B. empört und mir ein ziemlich
anzügliches Schreiben meines alten Freundes (hat sich nicht
erhalten) zugezogen, daß ich nun beantworten muß. Doch wird
es bloß offizieller Krieg bleiben.“ In einem späteren Brief
vergleicht er die beiden Teile mit bissigen Hunden, die sich
nicht aneinander getrauen.
Bald darauf erhielt er einen Brief von Moltke vom
21. April aus Berlin. Da es das einzige erhaltene Schreiben
desselben an Albert ist, will ich hier einiges daraus an-
führen: „An maßgebender Stelle ist man dahin entschloßen,
keine weiteren Zugeständniße zu gewähren, vor Allem dem