200 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
die Gefangenen, welche früher der regulären französischen
Armee angehört haben, nicht ausgeliefert werden.
Die sofortige Sistirung der Transporte ist beschloßen und
wird dem französischen Gouvernement notifizirt werden, daß
dieselben erst dann wieder ausgenommen werden, wenn die
Bedingung des Präliminarfriedens erfüllt sein wird, wonach
nicht über 10000 Mann diesseit der Loire sich befinden
dürfen, d. h. also Paris genommen sein wird.
Ob dann Herr Thiers sich entschließen wird, unsere Hilfe
offen und ehrlich in Anspruch zu nehmen, muß abgewartet
werden.“
Alberts Geburtstag wurde in Compiäêègne sehr festlich be-
gangen. Albert bekam sehr viele Briefe, an erster Stelle
einen von seinem Vater, der sich nicht erhalten hat. Er
dankte ihm am 27. und schreibt darin: „Sehr erfreute mich
die Gegenwart vieler sächsischer Kameraden und Freunde.
Sehr überrascht hat mich ein Telegramm des Königs von
Bayern.“ Dann gibt er TNachrichten aus Paris und fügt
hin zu: „In Berlin scheint man, wie ich das aus einem
Brief von Moltke, s. oben) ersah, der sehr leidenschaftlich ge-
schrieben ist, wie ich bei dem alten Herrn es nie gesehn, sehr
erbittert gegen V. (Versailles), so daß ich fast auf den Ge-
danken komme, will Beismarck) das Gouvernement Thiers
stürzen oder nicht? Ersteres schien mir doch ein Fehler, denn
es hieße uns wieder ad infinitum hier gefeßelt, was ich für die
Armee und ihren Geist nicht für nützlich halte.“
Auch Minister Schneider hatte ihm geschrieben. Albert
erwiderte ihm: „Mehr wie jede Kundgebung aus dem lieben
Vaterlande haben sie (die GElückwünsche) mir wohlgethan,
da ich sie aus wahrem Freundesherzen wußte. Ihr Wunsch
auf baldige Heimkehr ist, fürchte ich, noch ein ferner. Die
unglücklichen Zustände in Paris halten uns wohl noch lange
hier, zum Elück bis jetzt nur als theilnahmlose Zuschauer,
aber es steht dahin, daß wir endlich auch daran muüssen.
Die ganze Sache ist die Folge unserer Halbheit bei der