202 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
Male nach so langer Trennung. Es ist mir immer, als müßest
Du irgendwo zum Vorschein kommen. Zum GElück wird es
sehr, sehr kurz sein.“ Am 6. schreibt er ihr: „Aoch immer
denke ich, daß dieß der letzte Brief in dieser Campagne ist,
doch fehlt noch immer die angekündigte Abberufungsorder.“
Unterschrieben ist der Brief „zum letzten Male Dein einsamer
Strohwittwer". Es war auch der letzte Brief aus dem
Felde.
In diesen Wochen beschäftigte Albert sehr seine militärische
Zukunft. Darüber schreibt er am 31. Mai seinem Vater:
„Du weißt, daß es mein sehnlichster Wunsch ist, das Com-
mando des Corps zu behalten und nicht Abtheilungsinspekteur
zu werden. Die politischen Gründe sind ganz die Deinigen.
Aber auch persönlich würde mir die gänzliche Autzlosigkeit,
die vollständige militärische Unthätigkeit sehr schwer fallen.
Wobei ich nicht leugnen will, daß mir die Ernennung zum
F. M. nicht unangenehm, nicht bloß, weil ich glaube, es ver-
dient zu haben, sondern auch, weil ich glaube, wir entgingen
dadurch vielleicht am ersten der jährlichen Inspektion durch
pr. Generale, was freilich durch meine Ernennung zum
Abth. Ins. sicher erreicht würde. Fabrice, mit dem ich hier-
über sprach, ist ganz meiner WMeinung, wünscht mich beim
Corps zu erhalten, meinte nur am Schluße, vielleicht sei es
möglich, beides zu combiniren, als Corpskommandant, mit der
Inspektion einer Abtheilung beauftragt. Ich bitte Dich daher,
ganz nach Oeiner ursprünglichen Absicht zu handeln voraus-
gesetzt, daß Georg noch derselben Ansicht ist wie bisher. Ich
möchte ihm nicht im Wege stehen.“ Sein letzter Brief aus
dem Felde an seinen Vater ist vom 7. Juni. Er schreibt darin:
„Es herrscht ein plötzliches Vertrauen auf die Franzosen,
das ich nicht theilen kann. Wenn man nur nicht zu leicht-
sinnig wird, nur 3 Divisionen bei Paris, alles schwere Ge-
schütz nach und nach verladen, trotz allen meinen Bitten und
Erinnerungen, das ist mir etwas unheimlich, und bin ich froh,
wenn ich aus der Geschichte heraus bin.“