Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Erzieher und Lehrer des Prinzen. Tod König Antons. 21 
  
  
  
gab er sich einer freieren Unterhaltung hin. Wer es erkennt, 
wie der würdige Mann in geistigen Elementen sich zu be— 
wegen immer berufen ist, kann seinem selbstgewählten, sorgen- 
vollen Beruf mit Bewunderung folgen. Hätte ich in dem 
innigen Händedruck, mit welchem ich heute von ihm schied, 
die Verehrung auszusprechen vermocht, die mein Herz fühlte!“ 
Von den Lehrern ist es mir leider nicht möglich, alle zu 
nennen. Von dem Weligionslehrer habe ich schon gesprochen. 
Den Mathematikunterricht erteilte der Hauptmann, spätere 
Oberst Andrich, den klassischen der Konrektor Sillig von der 
Kreuzschule. Prinz Johann hatte schon 1827 mit ihm zu- 
sammen Thukydides gelesen. Ich halte es nicht für aus- 
geschlossen, daß die Anregung zu dem Namen Philalethes auf 
ihn zurückgehe. Er war 1801 in Dresden geboren. Seine 
Arbeiten behandeln Catullus, Statius und Vergil. Auch gab 
er die Historia naturalis von Plinius in der großen Ausgabe 
heraus. Zweifellos war er um die Zeit einer der hervor- 
ragendsten Philologen Dresdens. Im Jahre 1838 begann er 
den Unterricht und setzte ihn durch fünf Jahre fort. Daß sich 
Albert gern mit der lateinischen Sprache beschäftigte, dafür 
sprechen zwei lateinische Briefe, die er in den Jahren 1810 
und 12 an seinen Lehrer und an seinen Vater richtete. Sillig 
verstand es, bei seinem Schüler Lust und Liebe für die alten 
Klassiker zu wecken. Noch als König las dieser gern in 
Tacitus oder Sallust. Als reifer Mann hat er sich große 
Teile von Cäsars De bello gallico übersetzt. Ob er mit den 
alten Griechen ebenso vertraut war, vermag ich nicht zu sagen. 
Kurz nachdem Langenn seine Stellung angetreten hatte, 
konnte die königliche Familie ein freudiges Ereignis begehen. 
Am 27. Dezember feierte König Anton seinen 80. Geburtstag. 
Die Familie widmete ihm eine Vase in Meißner Porzellan, 
auf der die Namen aller Mitglieder (als jüngste Sidonie) 
stehen, und die sich noch im meinem Besitz befindet. Der 
König überlebte diesen freudigen Tag nicht sehr lange. An- 
fang Juni 1836 erkrankte er und starb am 6. Juni. Das Be-
	        
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