König Alberts Verhältnis zur Kunst. 225
fräulein von Abeken, ihm vorzuspielen. Für diese war es
eine große Freude, dem feinsinnigen König seine Lieblings-
stücke von Schubert, Chopin und besonders Schumann vor-
zutragen.
Auch den bildenden Künsten wandte er sein Interesse zu
und trat zu manchem Künstler in ein engeres Verhältnis.
Auf einiges komme ich noch später zurück. NAegelmäßig be-
suchte er die Ausstellungen im Kunstverein. Die Zeit der
großen Kunstausstellungen kam erst gegen Ende seines Lebens
für Dresden. Namentlich liebte Albert Aquarelle sehr. In
seinem Wohnzimmer in Sibyllenort waren nur solche, und
zwar zum Teil sehr gute, aufgehängt. Albert bemühte sich,
den modernen Strömungen Interesse und Verständnis ab-
zugewinnen. Einmal sagte er mir in den 90er Fahren,
man könne doch gewiße geschleckte Bilder der 60er Fahre
gar nicht mehr ansehen. Aber sein Herz hing doch wohl mehr
an älteren Meistern, wie Ludwig Richter und Schnorr.
Von Bildhauern hat er, wie ich schon im 1. Kapitel ge-
schrieben habe, Rietzschel besonders geschätzt. Später trat
ihm Schilling näher. Wie es mit den Architekten stand, weiß
ich nicht recht.
Anfang des Jahres 1875 starb Bischof Forwerk. Da der
König ein Vorschlagsrecht in Nom für den Nachfolger hatte,
so beschäftigte sich Albert natürlich sehr mit der Frage und
beriet sich darüber mit dem Kultusminister. Schon am 2#. Ja-
nuar schreibt er an Gerber: „Bernert (dieser sollte Bischof
werden) hat, wenn auch mit Zagen und manchem Seufzer,
angenommen. äIst er auch kein Ideal (und er schilderte sich
ganz richtig mir gegenüber), so hoffe ich, wird er seinen Platz
ausfüllen.“ Die Sache zog sich etwas hin. Am 5. Juli schreibt
Albert aus Friedrichshafen an Gerber: „Ihr gestern er-
haltener Brief hat mich sehr gefreut, indem er mir das Ende
der B. Sache anzeigt. Daß keine Ernennung zum Bischof
mit erfolgt ist, wundert mich nicht, es war ebenso beim Vor-
gänger, der, wie ich mich erinnere, beim Begräbniß des
König Albert. 15