Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Rector magnificentissimus. Reise nach Süddeutschland. 227 
elend, geschwollene Füße hindern ihn am Gehen, auch scheint 
er mir geistig nicht mehr der Alte.“ Unter der Führung des 
Prinzen Ludwig besichtigte dort Albert den neuen Artillerie- 
schießplatz. Hierauf ging es weiter nach Karlsruhe, wo ja der 
Großherzog naher Verwandter der Königin und Studien- 
freund des Königs war. AUber seinen Besuch dort schreibt 
Albert, man habe viel über Politik, Nationalökonomie usw. 
gesprochen. Von Karlsruhe aus reisten Albert und Carola- 
nach Straßburg zu einem Besuch des Regimentes 105. Dabei 
sah sich auch Albert das Fort Kronprinz von Sachsen an. 
Meinem Vater schreibt er: „Wir wurden sehr herzlich auf- 
genommen.“ Der König Karl und die Königin OÖOlga von 
Württemberg weilten wie immer im Sommer in Friedrichs- 
hafen. Und dort wurde auch der Besuch gemacht. Albert 
scheint hier eingehendere politische Gespräche gehabt zu haben. 
Wenigstens schreibt er in dem oben erwähnten Brief an 
Minister Gerber: „Hier scheint man in gutem politischen 
Fahrwaßer, wünscht vor Allem nicht in den Kulturkampf 
hineingezogen zu werden.“ Die Neise wurde fortgesetzt nach 
Krauchenwies, Zürich, Luzern, Stresa und Turin. Leider 
haben sich davon keine Briefe erhalten. In Krauchenwies galt 
natürlich der Besuch der Fürstin Fosephine von Hohenzollern, 
in Stresa der Herzogin von Genua. Ob eine Zusammenkunft 
mit dem König Viktor Emmanuel oder mit dem Kronprinzen- 
paar stattgefunden hat, kann ich nicht feststellen. Die Rück- 
kehr erfolgte über den Mont Cenis, Genf und Bern. 
Bei allen Reisen, die in diesem Jahre der König sowohl 
als mein Vater unternahmen, bedrückte sie immer die Besorgnis 
um das Befinden der Mutter. Letztere war schon lange kränk- 
lich und hustete viel. Deshalb verreisten auch nie beide Söhne 
gleichzeitig. So ist z. B. mein Pater erst nach der Rückkehr 
des Königs in die Schweiz mit meiner Mutter und ältesten 
Schwester gereist, und zwar nach Selisberg. Dorthin richtete 
Albert einen Brief mit Geburtstagsglückwünschen, in dem er 
hinzufügt: „Bleibe mir der gute Bruder und Freund wie
	        
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