Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

22 Kindheit und Jugend (1828 -1845). 
  
gräbnis hatte sich Albert und seinen Geschwistern unauslösch- 
lich eingeprägt. Wie oft hat uns mein Vater erzählt, wie die 
Leiche auf der Pillnitzer fliegenden Fähre nach Dresden ge- 
bracht wurde, und wie die Kinder dieser Aberführung von 
der Terasse einer Villa in Hosterwitz zusahen. 
Der Mitregent Prinz Friedrich August wurde nun König, 
der zweite dieses Namens. Dadurch traten Albert und seine 
Geschwister in viel engere Beziehung zu dem Königspaar, als 
dieses bisher der Fall war. War doch nicht bloß der König 
der Bruder des Vaters, sondern auch die Königin Marie die 
Schwester der Mutter. Beide, denen Kinder versagt waren, 
liebten die Aeffen und Nichten fast, als wären es eigene 
Kinder. Namentlich hatte der König den ältesten Aeffen sehr 
ins Herz geschlossen. Die Königin wollte es erreichen, daß man 
ihn offiziell Albrecht nennen solle, was ja auch der eigentliche 
deutsche Aame ist, und wie die früheren Mitglieder unseres 
Hauses auch genannt wurden. Aber sie drang mit diesem 
Wunsche nicht durch. Aur in vertrauten Briefen an ihre 
Freundin, Baronin Ow, nennt sie ihn immer Albrecht. Der 
König ergänzte in manchen Interessen seinen Bruder. War 
dieser der Gelehrte und Literaturforscher, so jener der Kunst- 
freund. Er brachte die große, mir jetzt gehörige graphische 
Sammlung, die noch seinen Aamen trägt, zusammen. Sicher 
hat Albert manche Anregungen von dem kunstsinnigen Onkel 
erhalten, die ihm in späteren Jahren sehr zustatten gekommen 
sind, wenn er auch nie das feinsinnige Kunstverständnis seines 
Bruders Georg hatte. 
Zur königlichen Familie gehörten damals noch zwei un- 
verheiratete Prinzessinnen. Die ältere Auguste war das 
einzige Kind von unserem ersten König. Sie erreichte das hohe 
Alter von 80 Jahren und setzte Albert zu ihrem Erben ein. 
Die andere, Amalie, war die älteste Schwester Johanns. 
Seinerzeit war sie sehr bekannt als Verfasserin von Lust- 
spielen, die jetzt fast vergessen sind. Ihren Aeffen und Nichten 
war sie eine stets liebende und geliebte Tante, die ihnen
	        
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