236 Regierungsantritt und erste Königsjahre (1873—798).
mit dem Wunsche schloß: „Mögen Eure Maojestät das auf
blutigem Schlachtfeld gegründete Deutsche Reich noch viele
Jahre in ungetrübtem Frieden und Wohlfahrt regieren. Das
walte Gott.“
In den Maoai fällt ein freudiges Familienereignis. Am
25. Mai feierte mein ältester Bruder seinen 12. Geburtstag.
Am gleichen Tage sollte er in der Kapelle in Pillnitz seine erste
hl. Kommunion feiern. Sie hatte etwas später stattfinden
sollen; da aber bei meinen Geschwistern der Keuchhusten aus-
gebrochen war, bez. drohte, so wurde sie auf diesen Tag ver-
legt. Das Königspaar wurde natürlich von meinem Vater
eingeladen. Albert schrieb: „Wir werden mit Freuden er-
scheinen.“ In demselben Brief findet sich die Stelle, die ein
Licht auf die Besorgnis der Familie wirft: „Mama fand ich
besser. Sie hustet zwar noch viel, hatte aber gut geschlafen,
und war frischer als die letzte Zeit.“ Die Feier verlief sehr
schön. König und Königin wohnten auch bei uns anderen
Geschwistern der Feier der ersten hl. Kommunion bei, ebenso
wie der Firmung. Albert ist bei uns vier Brüdern Firmpate
gewesen. Nach der Feier am 25. Mai ernannte der König
meinen Bruder zum Sekondeleutnant im 1. (Leib--) Grenadier-
Regiment NAr. 100 und verlieh ihm den Hausorden der
Rautenkrone, was uns jüngere Geschwister damals in großes
Erstaunen versetzte. Seitdem wurde es Negel, daß die Prinzen
an ihrem 12. Geburtstag Offiziere wurden und die NRauten-
krone bekamen.
Es scheint, daß Prinz Georg Schönburg, Alberts alter
Kriegsgefährte, längere Zeit nicht mit ihm zusammenge-
kommen war. Schönburg hatte ihm zum 23. April geschrieben,
wofür ihm der König am 30. Mai dankte. In dem Brief
schreibt er: „Was mich an Ihrem Brief am meisten erfreut
hat, ist die gewährte Aussicht, Sie in diesem Sommer einmal
wiedersehen zu können.“
Am 31. Mai reiste der König wiederum zur Kur nach
Nagaz. Die Königin, die wegen der schweren Erkrankung