238 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms I. (1878—1888).
einem Manöver, worauf wir uns gefreut hatten, nicht bei-
wohnen konnten.
Die nächsten Wochen verliefen für Albert und seinen
Bruder in großer Sorge um das Leben der Mutter, die sicht-
lich immer schwächer wurde. Natürlich hatte auch der Tod der
Schwester sehr auf ihr körperliches Befinden eingewirkt. Wenn
ihr auch Marie nicht so nahe wie Elisabeth stand, so war es
doch eben diejenige Schwester, mit der sie A# Jahre im selben
Lande wohnte. Sie blieb noch in Pillnitz. Ihre Kinder kamen
immer und immer wieder, um nachzusehen, wie es ihr ginge.
Um die gewohnte Zeit, Anfang November, bezog sie ihr
Winterquartier im Schloß in Dresden. Dort ereilte sie am
8. Aovember der Tod. Für Albert und seine Geschwister war
das ein tief schmerzliches Ereignis. Das Vaterhaus schloß
sich für sie ganz. Albert war von da ab nicht bloß der Chef,
sondern auch der Alteste des Hauses. Die ganze ältere Gene-
ration war verstorben.
Der Winter verlief infolge der Trauer sehr ruhig. Die
politischen Aufregungen schwiegen natürlich nicht. Es tobte
auf der Balkanhalbinsel der blutige russisch-türkische Krieg.
Alberts Empfindung ist sicher auf seiten der Russen gewesen,
denen er auch als Feldmarschall nahe stand. Trotzdem wird
er wohl dem Heldenmut der Türken seine Sympathie nicht
versagt haben. In unserem engeren Vaterland tagte wie regel-
mäßig alle zwei Fahre der Landtag und brachte seine großen
und kleinen Aufregungen. Interessant ist es zu sehen, wie
Albert selbst in den Tagen schweren Leides niemals die gei-
stigen Interessen seines Landes vernachlässigte. Vom 19. Ao-
vember ist ein Brief an Minister Gerber erhalten, in dem es
sich um die Ausstellung eines besonders wertvollen Bildes
handelt. Wenn ich mich nicht irre, sollte es ev. für die
Galerie gekauft werden.
Der Beginn des Jahres 1878 war für den Hof ein ruhiger.
Erst am 22. begab sich der König zu einem mehrtägigen
Aufenthalt nach Leipzig, wobei er u. a. die neue Kaserne in