Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

244 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms I. (1878—88). 
  
  
am 14. Oktober bis 2. November in die Schweiz. Wäh- 
rend dieser Zeit ist der König sehr viel auf Jagd gewesen. 
Aber die letzten Monate des Jahres, das Albert so viel Segen 
und Freude gebracht hatte, ist nichts Besonderes zu bemerken. 
Das Jahr 1879 ist in Deutschland außenpolitisch beherrscht 
durch den Abschluß des Bündnisses mit SÖsterreich. Es tritt 
an den Biographen König Alberts naturgemäß die Frage 
heran: Wie stellte sich dieser dazu? Wenn man nach den 
vorhandenen schriftlichen Zeugnissen urteilen wollte, müßte 
man nur ein Ignoramus sagen. Denn nichts oder so gut wie 
nichts findet sich von seiner Hand darüber aufgezeichnet. Aur 
in einem Briefe an Minister von Nostitz aus Wermsdorf 
vom 21. Oktober ist zu lesen: „Uber die Wendung in der 
äußeren Politik bin ich sehr erfreut, welche Kämpfe mögen in 
Berlin und in Baden im internen Statt gefunden haben.“ 
Diese Worte sind meiner Ansicht nach auf den Abschluß des 
Bündnisses zu beziehen, das den König selbstverständlich mit 
der größten Freude erfüllen mußte. War er doch von Jugend 
an aufs engste mit Österreich und besonders seinem Herrscher 
verwachsen. Mußte er doch dieses Bündnis als eine Art 
Wiedergutmachung von 1866 auffassen. Ich habe schon im 
5. Kapitel ausgeführt, daß Albert niemals diesen Krieg ver- 
wunden hat. Aber das Ereignis von 1879 schloß doch etwas 
bei ihm die Wunde. Weiter fragt es sich nun, ob er nicht auch 
an der Sache von vornhinein beteiligt war. Da klafft eine 
Lücke, die ich schon einige Male berührt habe. Sein Brief- 
wechsel mit Kaiser Franz Joseph existiert nicht mehr. Aber 
aus Erzählungen und Familienüberlieferungen weiß ich be- 
stimmt, daß Albert einen sehr starken Anteil hatte. Er hat 
in regem Briefwechsel mit seinem kaiserlichen Vetter und 
Freund gestanden und ihn im Sinne des deutschen Neichs zu 
beeinflussen versucht. Sicher ist ihm das auch gelungen. In- 
wiefern er sich über die Sache mit Bismarck in Verbindung 
gesetzt hat, und inwieweit ihn dieser über alle Phasen seiner 
Verhandlungen auf dem Laufenden erhielt, ist leider aus den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.