Heiratspläne des Kronprinzen Rudolf. Unfall bei Eisenerz. 251
Chemnitz endete. Die 10jährige Wiederkehr der großen
Siegestage von 1870 brachte dem König eine große Anzahl
von Dank- und Elückwunschtelegrammen. Im September
muß er eine religiöse Frage, die seine Gemahlin sehr be-
schäftigte, mit Minister Gerber besprochen haben. Schon den
Tag darauf, am 10., schreibt er an Gerber: „Meine Frau
hat mich ersucht, ja von der gestern besprochenen Sache gegen
den Bischof nichts zu erwähnen, da sie fürchtet, er möchte es
ihr übel deuten, wenn er erführe, daß Sie schon vor seiner
Eingabe an das Ministerium durch uns davon unterrichtet
seien.“
Aach den Manöbvern begab sich Albert wie gewöhnlich zu
den Jagden nach Steiermark. Dort wäre er bei Eisenerz
fast von einem schweren Unfall betroffen worden. Er lief Ge-
fahr, von einem herabfallenden Felsstück erschlagen zu werden.
Zum Glück wurde er nur leicht verletzt und ihm die Büchse
aus der Hand geschlagen. Er selbst schreibt darüber an Mi-
nister von Aostitz aus Ischl am 7. Oktober: „Der Unfall, der
mich kürzlich traf, war nicht der Rede werth, wenn auch die
Gefahr nahe lag. Ich hätte es gar nicht nach Dresden ver-
lauten laßen, wenn ich nicht die Geschwätzigkeit der Wiener
Blätter gefürchtet hätte. Herzlichen Dank indeß für Ihren
freundlichen Glückwunsch.“ ·
Am14.9ktoberreifteseraufEinladungdesKaisersuach
Köln zur Schlußsteinlegung des Doms, die am 15. stattfand.
Darüber hatte er an Nostitz in demselben Brief, den ich schon
oben zitierte, geschrieben: „Will schon am 15. von dort ab-
reisen. Falls also der Kaiser nicht besondere Gründe hat,
mich dort noch zu behalten, bitte ich um Erlaubniß, mich den
15. Abends zu beurlauben.“ Er reiste von da in der Nacht
ab und fuhr über Würzburg und München nach Verona, wo
er die Königin traf. Dann machten sie zusammen einen
mehrtägigen Besuch in Monza beim König Humbert und der
Königin Margherita. Als Ehrendienst war ein alter Gari-
baldianer, General Cairoli, kommandiert. Carlowitz berichtet