Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Besuch bei König Humbert. Hochzeitsfeier in Berlin. 253 
  
Schleswig-Holstein teilzunehmen. Von da ab datiert das 
Vertrauensverhältnis, in das der Prinz zu König Albert 
trat. Bismarck wurde empfangen. Carlowitz erzählt, daß 
er unmittelbar vorher im Vorzimmer ein großes Elas 
Portwein hinuntergestürzt habe. Der König empfing Bis- 
marck bei jeder Anwesenheit in Berlin. Einmal muß es damit 
Schwierigkeiten gehabt haben. Denn er schreibt an Mostitz: 
„Ich bin mit der von Ihnen übersandten Berichtigung ganz 
einverstanden, wenn ich auch sagen muß, daß die Unterhaltung 
mit dem NR. K. (Reichskanzler) sich naturgemäß auch auf die 
Gr. (7) Vorgänge erstreckte. Die Audienz, welche insofern 
Aufsehen erregte, als ihn der Kaiser jetzt nie zu sich kommen 
läßt, hatte er Tags vorher durch Ihren Bruder (den Gesandten 
in Berlin) erbeten.“ Zum Begräbnis des ermordeten Kaisers 
Alexander lI. von Rußland entsandte der König den General 
von Carlowitz. Kaisers Geburtstag ging ohne Feier vorüber 
in Rücksicht auf die Trauer. 
In diese Monate fallen Vertragsverhandlungen zwischen 
Deutschland, Österreich und Rußland. Bismarck hat König 
Albert in vier Briefen auf dem laufenden gehalten. Auf 
diese möchte ich hier etwas eingehen. Orei sind nicht von 
Bismarck selbst geschrieben, sondern nur von ihm unter- 
schrieben, und sollten anscheinend dem König Material zur 
Beeinflussung des Kaisers Franz Joseph geben. In dem 
ersten vom 5. März berichtet er über den Inhalt dieses Ver- 
trags. Am 21. berichtet er weiter darüber und sagt: „Es 
wäre gewiß zu wünschen gewesen, wenn vor dem verhängniß- 
vollen 13. März (Ermordung des Kaisers) das Einverständniß 
der drei Höfe perfekt geworden wäre, und mich beunruhigt 
es einigermaßen, daß ein nach meinem Eindruck zweifellos 
friedliches, jedenfalls ungefährliches Anerbieten in Wien 
keine bereitwilligere Aufnahme gefunden.“ Am 27. folgt ein 
dritter Bericht, worin steht: „Während der ganzen Unter- 
handlungen habe ich mich des Eindrucks nicht erwehren 
können, daß in Wien zu viel Gewicht auf eine juristisch-
	        
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