Reise nach Mentone. Taufe Prinz Wilhelms von Preußen. 269
Venedig nach Strehlen, wo sie neugekräftigt am 15. wieder
eintraf.
Für das Interesse, das beide an der Kunst und der Weiter-
entwicklung unserer Galerie hatten, spricht folgende Tatsache,
die mit der Rückreise der Königin über Venedig in Verbin-
dung steht. Ich entnehme sie einem Brief des Königs an
Minister Gerber, geschrieben am 16., also am Tag nach
Carolas Rückkehr: „Meine Frau hat bei ihrer Anwesenheit in
Venedig Gelegenheit gehabt, verschiedene verkäufliche alt-
italienische Gemälde zu sehen. Da sie dachte, eines oder das
andere könne für die Galerie werth der Aquisition sein, so hat
sie mir ein Verzeichniß derselben gegeben, das ich Ihnen hier-
mit beilege. Die Namen wenigstens sind der berlegung
werth. Es scheint überhaupt, als wenn jetzt in V. mancher
Kauf zu machen wäre, da Alles in Privatbesitz befindliche
verkäuflich scheint.“ Das Verzeichnis enthält eine Neihe sehr
guter Namen, wie Palma Bechchio, Montagna, Vivarini u. a.
Die Preise bewegen sich in mäßigen Grenzen. Das teuerste
Bild, ein Montagna, kostet 25.000 Lire. Da mir die Sache
interessant erschien, habe ich mich an Geheimrat Woermann,
der am 1. Oktober 1882 die Galerie übernahm, gewandt. Er
gLab mir die Auskunft, daß aus der Angelegenheit nichts
wurde. JFedenfalls sei keines der Bilder gekauft worden.
Immerhin bleibt aber die Sache von Interesse.
Am 10.—12. Juni weilte der König in Berlin und Pots-
dam, um an der Taufe des ältesten Sohnes des Prinzen Wil-
helm als Pate teilzunehmen. Dann machte er einen Besuch
am Hof in Darmstadt. Dort begrüßte ihn auch General von
Schlotheim, sein alter Stabschef, der damals kommandieren-
der General in Kassel war. In diesem Jahr hat Albert sich in
besonderer Weise unserer Galerie angenommen. Tachdem
er erst im Mai wegen Bildern an Gerber geschrieben hatte,
schreibt er am 27. Juni, also bald nach seiner Rückkehr aus
Darmstadt, an meinen Vater, und zwar wieder wegen der
Galerie: „Du wirst wohl erfahren haben oder doch demnächst