Kriegsgefahr 1887. 90. Geburtstag Kaiser Wilhelms. 271
alle deutschen Fürsten waren anwesend. Natürlich fehlten nicht
König Albert und Königin Carola, die in Begleitung meines
Vaters und meiner beiden ältesten Geschwister hinreisten.
Auf die Festlichkeiten selbst brauche ich nicht ein zugehen, da sie
mehr in die Biographie des Kaisers gehören. Zur Gratu-
lation am 23. April erschienen Prinz und Prinzessin Wil-
helm von Preußen in Dresden. Es war das der Vorbote der
vielen Besuche, die Kaiser Wilhelm lI. bei König Albert machen
sollte. Carlowitz erzählt über Albert an diesem Tag: „Früh
½8, ich war noch nicht angezogen, trat der hohe Herr in
Strehlen bei mir ein und überreichte mir das Großkreuz
des Albrechtsordens. Es sollte seine erste Geburtstagsfreude
sein, sagte der liebenswürdige Geber in seiner natürlich-
freundlichen Art.“
Später im Frühjahr wurde der Aufenthalt in Sibyllenort
genommen. Von da schreibt er am 27. Mai an meinen
Vater: „Zum Glück ist unsere jetzige Gesellschaft sehr an-
genehm, allen voraus die kleine Fünfkirchen (Gräfin Caroline
Fünfkirchen, Freundin der Königin). Koenneritz, zum ersten
Wal hier, findet alles reizend (mit dem accent auf
dem end). Sehr freuen wir uns auf Deine Jungen (wir drei
jüngeren Brüder kamen für Pfingsten hin). ANechte Sorge
macht mir die Gesundheit Fritz Wilhelms (des deutschen
Kronprinzen). Die Sache sieht doch recht nach Krebs aus,
was ich übrigens von Anfang gefürchtet.“ Auch aus diesen
Tagen sind zwei Briefe an Gerber über Fragen der Uni-
versität, die wie stets von Interesse sind. In dem einen vom
25. Mai erklärt er sein Einverständnis mit der Berufung eines
Professors der Botanik und fügt hinzu: „Stobbes (Professors
der Jurisprudenz) Tod, den ich bereits in der Zeitung las,
hat mir recht leid gethan, er wird recht schwer zu ersetzen sein.“
In dem vom 2. Juni schreibt er: „Aach allem, was ich von
dem Mann gehört habe, bin ich vollkommen einverstanden
mit der vorgeschlagenen Berufung von Sohm. Ich will ’nur
wünschen, daß Sie ihn bekommen, denn man wird ihn nicht