Albert gegen die Sedanfeiern. 281
schwerer See fuhren wir in den Hafen von Drontheim. Wir
besahen dort den Dom, einen sehr merkwürdigen Bau, halb
romanisch, halb englisch gothisch, der jetzt restaurirt wird. Den
andern Morgen dampften wir ab, in Stockholm kamen wir
9 (früh) an. Da es gerade der 1. war, gingen wir nach der
Ridderholmskirche zum Sarge meines Schwiegervaters, dann
ging es wieder hierher, wo wir um 1 eintrafen.“
Am 13. wurde das gastliche Tullgarn verlassen. Carlowitz
sagt, es wären 16000 Kilogramm Gepäck mitgewesen. Das
läßt sich wohl denken, denn die Königin kaufte immer sehr
viel auf Neisen. Die Fahrt ging über Malmö und Stralsund.
Am 15. August trafen die Majestäten wieder in der Heimat
ein, um sofort den 18. der Enthüllung des Siegesdenkmals
in Leipzig beizuwohnen. König Albert, der nie sehr für die
Sedanfeier eingenommen war, begrüßte es mit geringer
Freude, daß der Tag in diesem Fahr besonders gefeiert werden
sollte. Er schreibt darüber am 25. August an Minister von
Nostitz: „Sie werden wohl wißen, daß die gute Stadt Dresden
sich nach 18 Jahren auf die Bosheit besonnen hat, den Sedan-
tag durch ein großes Fest zu feiern. Sie haben gebeten, vor
dem Schloß vorbeiziehen zu dürfen, was leicht zu gestatten ist,
sie haben uns gebeten, dabei zu erscheinen, was mehr über-
legt werden muß, denn thut man es einmal, muß man es
wiederholen, was dann so eine Art nationalliberale Vogel-
wiese wird. Meine Idee war, mich darauf zu beschränken, den
Zug vom Balkon des Schlosses von mir und den Meinen
besehn und begrüßen zu laßen. Doch gern wünschte ich in
dieser Sache Ihren bewährten Nath zu erhalten.“ Wenn ich
mich recht besinne, wurde der Zug nicht angesehen. Am 27.
kam der Kaiser zum erstenmal als solcher nach Dresden. Der
König empfing ihn feierlich auf der Bahn. Dann war eine
Aufstellung der 2. Grenadiere in ihrer Kaserne. Seit dem
23. April war der Kaiser, damals noch Kronprinz, Chef dieses
Regiments. Bei seinem Besuch überreichte er auch meinem
Vater den Feldmarschallstab, nachdem er ihn schon Anfang