Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

302 Die Zeit von 1888 bis 1893. 
  
bildete eine Vereinigung beider in Dresden. Der König gab 
ihnen eine größere Tafel im Schloß. Auch zu dem Abendfest 
bei den Gardereitern ließ er es sich nicht nehmen zu er- 
scheinen. Anfang November starb die Königin Olga von 
Württemberg. Ich wurde in Vertretung des Königs zur Bei- 
setzung nach Stuttgart geschickt. Wie ich später erfahren habe, 
hatte das deshalb der König so bestimmt, damit ich 
ungezwungen meine spätere erste Frau sehen könnte. Ich ver- 
weise darüber auf Kapitel 9, Besuch in Stuttgart 1889. Wenn 
dies seine Absicht war, hat er es glänzend erreicht. Doch 
darauf komme ich weiter unten. Anfang Dezember kam der 
Kaiser auf zwei Tage nach Dresden, um an den Jagden in 
Moritzburg teilzunehmen. 
Der Anfang des neuen Jahres 1893 brachte unserer Familie 
eine große Freude. Am 15. Januar wurde mein ältester 
A-effe Georg geboren. Der König war darüber deshalb be- 
sonders erfreut, weil damit die Thronfolge gesichert war. 
Zur Hochzeit der Prinzessin Margarethe von Preußen mit dem 
Prinzen Friedrich Karl von Hessen begaben sich König und 
Königin nach Berlin und blieben gleich über den Geburts- 
tag des Kaisers. Zu diesem kam ich auch hin. Anwesend war 
ferner der damalige Großfürst-Thronfolger, der spätere Kaiser 
Nikolaus II. Es ist das einzige Mal, daß König Albert ihn 
gesehen hat. Im Februar besuchte der König Leipzig auf 
einige Tage. Im selben Monat feierte Papst Leo Xlll. sein 
fünfzigjähriges Berufsjubiläum. Der König sandte zur Be- 
glückwünschung den Oberzeremonienmeister von Miltitz, der 
im Namen der ganzen Familie eine Summe zum Peters- 
pfennig überbrachte. Im April feierte das italienische Königs- 
paar seine silberne Hochzeit. Der König Albert sandte dazu 
den General von Carlowitz, der am 17. April abreiste und am 
3. Mai zurückkehrte. Carlowitz schließt den Bericht über seine 
Sendung mit den Worten: „Da der König in Sibyllenort 
weilte, mußte ich es mir versagen, mündlichen Bericht zu er- 
statten. Er hat mich auch später nie über meinen Aufenthalt
	        
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