Manöver. Neifeprüfung. Abschied Langenns. 29
Gegen Ende Februar oder Anfang März legte er die schrift-
lichen Prüfungen ab, und zwar mit sehr gutem Erfolg. Eine
der Arbeiten hat sich im Hauptstaatsarchiv erhalten. Sie
geht weit über das hinaus, was in der Fetztzeit von Gym-
nasiasten verlangt wird. Denn sie behandelt eine staats-
wissenschaftliche Frage und ist nicht denkbar ohne eine ge-
wisse Kenntnis der Nechtswissenschaft. Aamentlich zeigte er
sich in der Rechtsgeschichte sehr beschlagen. Alles dieses ist
ja nicht sehr merkwürdig, da ein so hervorragender Jurist
wie Langenn sein Erzieher und Lehrer war. Außerdem eignete
ihm ein besonderes Talent für die Jurisprudenz, worauf
ich im nächsten Kapitel zu sprechen komme. Am 13. März
legte Albert im Beisein des Onkels und Vaters das münd-
liche Examen ab und beendigte damit seinen Schulunterricht.
Zwei Tage darauf wurde seine jüngste Schwester Sophie
geboren, bei deren Taufe er mit seiner Schwester Elisabeth
die Patenstelle übernahm. Ein anderes Ereignis, das bald
folgte, hat damals und noch lange die Gemüter in Dresden
beschäftigt. Es war die große Wasserflut von 1815, bei der
die Augustusbrücke zerstört und das Kruzifix weggeschwemmt
wurde. Oft hat uns mein Vater erzählt, wie er und seine
Geschwister mit wachsender Aufregung das steigende Wasser
ansahen. Sie hatten alle gerade den Schloßturm verlassen,
als die Brücke einstürzte.
Nachdem nun die Erziehung des Prinzen Albert beendigt
war, schied auch Geheimrat von Langenn von seiner Stellung,
die er zehn Jahre bekleidet hatte. Der König versetzte ihn in
das Justizministerium und verlieh ihm den Titel eines Wirk-
lichen Geheimrats. Die Dankbarkeit seines Zöglings folgte
ihm nach. Johann schreibt in seinen Lebenserinnerungen,
die er Ende der 60 er Fahre verfaßt hat: „Langenn, mir per-
sönlich befreundet, war ein Mann von reichem Wissen und
vortrefflichen Grundsätzen in jedem Bezug, allerdings fehblte
es ihm an scharfem Verstand und jener konsequenten Ver-
folgung des Ziels, welche bei der Erziehung wichtig ist.