312 Letzte Jahre, Krankheit und Tod (1894—1902).
Gesuch veranlaßt worden ist, anerkennen muß. Allein ich
kann Sie nur mit tiefer Betrübniß von mir scheiden sehn,
da Sie, nachdem Sie die wichtigsten und höchsten Staatsämter
mit der größten Auszeichnung und zum wahren Segen
unseres Vaterlandes bekleidet, mir und meinem Hause noch
längere Jahre mit hingebender Treue und Aufopferung
gedient und mir zu jeder Zeit und in allen Lagen meines
Lebens in guten und bösen Tagen als ein zuverläßiger
Freund und Berather zur Seite gestanden haben. Emp-
fangen Sie daher meinen innigsten und wärmsten Dank für
alle mir und meinem Hause geleisteten Dienste und alle mir
bewiesene Treue und Hingebung. Möge Ihre Gesundheit
sich wieder befestigen, damit Sie sich der wohlverdienten
Ruhe in vollem Maße erfreuen können.“ Das Hausministe—
rium übernahm der Minister von Seydewitz.
Der König hatte sich entschieden wieder zu viel zugemutet.
Denn leider traten im November wiederholt Blasenblutun-
gen ein.
Das neue Jahr 1896 begann trotzdem unter günstigen Um-
ständen. Am 10. Januar war der König in der Lage, ein
dem Minister von Mostitz-Wallwitz versprochenes Geschenk
zu übersenden. Er schrieb dazu folgenden Brief: „Anbei
übersende ich Ihnen das schon besprochene kleine Geschenk.
Möge es Sie an die Zeit erinnern, wo wir gemeinschaftlich
arbeiteten und uns namentlich der hier dargestellte Schloß=
bau beschäftigte. Ich bitte es anzusehn als ein schwaches
Zeichen meiner innigen Dankbarkeit für all die Dienste,
welche Sie mir und meinem Hause geleistet.“
Zu Kaisers Geburtstag begab sich der König wie üblich
nach Berlin. Bei dieser Gelegenheit schenkte er dem 2. Garde-
ulanenregiment sein Bild. Am 8. März feierte mein Vater
sein 50 jähriges Militärjubiläum. Bei dieser Gelegenheit
stellte ihn der König à la suite des Gardereiterregiments
und 1. Feldartillerieregiments in Erinnerung daran, daß
er bei beiden Truppenteilen einst Dienst getan hatte. Abends