Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Besuch des Vaters in Bonn. Februarrevolution. 43 
lich etwas ganz gewisses. Es soll eine republikanische Re- 
gierung eingesetzt sein, in der die tollsten der Linken sitzen, 
auch unser Freund Lamartine ist dabei.“ 
Viel interessanter ist aber folgender Brief, bei dem er 
anscheinend in der Aufregung das Datum vergessen hat: 
„In meinem Leben werde ich jenen Abend von Sonnabend 
nicht vergessen. Wir waren in vergnügter Gesellschaft. Fritz 
Carl hatte Berichte von der Abdankung Louis Philipps, aber 
bielt sie für Gerüchte. Da kam auf einmal Major von Roon 
herein mit den schriftlichen Nachrichten, die ich Dir bereits 
gab. Sofort war die Stimmung geändert, auf der einen Seite 
Ernst und Besorgnis, auf der anderen Begeisterung für 
einen nahen Krieg und Hoffnung für Deutschlands Einigkeit. 
Seitdem ist alles vergessen, was uns bis jetzt bewegte, aller 
kleine Zank ist verschwunden, nur das hört man, nur von 
dem spricht man, was alle bewegt. Es ist, als ob die Auf- 
regungswellen von Paris noch stärker und voller zu uns 
kämen, da wir näher sind. 
Zerstreut sind die Lehrer auf den Kathedern, zerstreut die 
Schüler auf den Bänken. Zu Hause versucht man hundertlei, 
was uns früher erfreute und interessierte, die Gegenwart hat 
alles verschlungen, man kann nichts thun, uns allen geht 
es so. 
Ich selbst, Du kennst mich ja, ich bin nicht heftig, nicht 
Enthusiast, lebe wie im Fieber, es ist eine wahre Unruhe in 
mir. Nachts schlafe ich kaum und träume immer nur von 
dem, was ich Tags ausdenke. 
Unsere ganzen Erwartungen sind jetzt auf Deutschlands 
Regierungen gewandt. Wir hoffen, daß die einzelnen Länder 
auch ohne Bundesbeschluß alle möglichen Anstrengungen 
machen werden, wohl einsehend, geht es der Allgemeinheit 
schlecht, es ihnen auch an den Kragen geht. Und viel müssen 
wir thun, denn Ssterreich ist ja paralysiert und die erhitzten 
Franzosen gefährlich. 
Von Nevolution, hier sowohl als sogar in Belgien, fürchten
	        
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