Der Maiausstand in Dresden. 57
und auf Seitenwegen von da nach dem Königstein fliehen. Es
läßt sich denken, wie besorgt Albert war, als er die ersten
Nachrichten erhielt. Aber schon am 9. schreibt er an den Vater:
„Was mein Herz hauptsächlich beruhigt, ist, Euch, ihr Lieben, in
Sicherheit zu wissen, bis dahin war ich in steter Angst“, und
fügt hinzu: „Ich werde jetzt noch hier bleiben, wenn es
Wajestät nicht anders befiehlt, doch kannst Du Dir denken,
daß wir bloß mit halbem Herzen bei dem Kriege sind.“
Am 10. konnte ihm aber doch Johann eine Antwort auf
den Brief vom 3. geben. Sie war zwar hinhaltend; immer-
hin schreibt er: „Ohne Deinem Wunsch meinerseits ent-
gegentreten zu wollen, wenigstens, wie ich vor der Hand Deine
Sache übersehe, glaube ich doch, daß nach den letzten Be-
gebenheiten (Unterdrückung des Aufstandes) sich manches
ganz anders gestalten wird, als wir früher glaubten und
von einem ruhigen Garnisonleben wohl noch einige Zeit kaum
die Rede sein wird. Also muß ich Dich vor der Hand noch
um einige Geduld bitten. Ich bin übrigens sehr erfreut ge-
wesen über die männliche und klare Weise, wie Du mir
Deine Gründe auseinandersetzest.“ Schon am 13. konnte
Johann weiter schreiben: „Deinen bewußten Brief habe ich
dem Onkel übergeben, der natürlich unter den jetzigen Um-
ständen keinen Beschluß faßen kann. Ich bin jetzt für den
Augenblick froh, daß Du draußen bist, doch wünsche ich Dich
auch wieder bald zurück zu wissen, denn jener Krieg liegt mir
jetzt gar nicht am Herzen. Wir haben hier viel wichtigeres
zu Hause zu tun.“
Der Mai verging. Ab und zu kamen kleine Gefechte vor.
Am 18. berichtete er dem Vater, er habe am 17. seit Ende
März zum erstenmal wieder der Messe beiwohnen können.
Darauf schreibt ihm der Vater: „Daß Du einmal Gelegenheit
gehabt hast, einem katholischen Gottesdienst beizuwohnen,
hat mich gefreut, und wird Dir gewiß auch tröstlich gewesen
seyn. Man fühlt so etwas recht, wenn man es lang entbehrt
hat.“ Anfang Juni schreibt Albert, man täte nichts als