Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Vermähl. d. Prinzess. Elisabeth. Reise nach Bayern u. Österr. 63 
  
leit gab. Später haben sie sich nicht mehr so nahe gestanden, 
wenn sie sich auch oft sahen. 
Albert blieb bis zum 8. Mai in Potsdam und kehrte dann 
nach Bautzen zurück, wo am 16. der König sein Bataillon 
inspizierte. Darüber schreibt er am selben Tag an den Pater: 
„Ich hoffte Dich beinahe bei dem heutigen Exerzieren vor 
dem Onkel mitkommen zu sehen. Dieses lief, vom herr- 
lichsten Wetter begünstigt, recht gut ab, da sich meine Leute 
ungeheuere Mühe gaben und manche Fehler meinerseits, die 
mit unterliefen, dadurch unschädlich wurden. Am Schluß war 
der Onkel so gnädig, mich zum Oberstleutnant zu ernennen.“ 
Am 22. trat er eine längere Neise nach Süddeutschland und 
Osterreich an, die ihn bis in den Juli außerhalb Sachsens hielt. 
Den ersten Halt machte er in Augsburg, um dort den Herzog 
Ludwig in Bayern, der mehrere Jahre in Dresden in der Fa- 
milie Johanns zugebracht hatte, zu besuchen. Mit ihm ver- 
brachte er bei dessen Chevauxlegerregiment den Abend. Aber 
Ludwig oder, wie er in der Familie genannt wurde, Louis 
konnte er dem Vater Günstiges berichten, aber auch nicht Vor- 
teilhaftes, worauf der Vater antwortete: „Was Du mir über 
Louis schreibst, hat mich einesteils erfreut, andernteils betrübt 
es mich. Es ist mir lieb, daß er herzlich gegen Dich war, aber 
diese Blasiertheit kann nicht zum GElückführen.“ Herzog Ludwig 
hat das hohe Alter von fast 90 Jahren erreicht. Ich habe ihn 
nur einmal, bei der Hochzeit meiner Kusine Amalie von Urach 
1892 in Tegernsee, gesehen und keinen günstigen Eindruck ge- 
wonnen. Das stimmte auch ganz zu dem, was mein Vater und 
mein Onkel uns oft von ihrem Jugendgespielen erzählt haben. 
In München, wo Albert im Gasthof zum Hirsch wohnte, 
wurde er von der königlichen Familie mit der größten Freund- 
lichkeit aufgenommen. Unter anderem nahm er auch an einer 
Parade teil. Am 3. reiste er weiter. Hier muß ich eine Sache 
berühren, die für Albert keine weiteren Folgen hatte, ihn 
und seinen Vater aber damals sehr beschäftigte. Schon lange 
trug man sich natürlich mit dem Gedanken, ob Prinz
	        
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