Brautschau in München. Beim Kaiser in Schönbrunn. 65
Dort empfing ihn Erzherzog Max und geleitete ihn nach
Schönbrunn, wo ihn der Kaiser in der freundschaftlichsten
Weise aufnahm. Anfangs war sein Besuch für eine kürzere
Zeit berechnet. Aber „der Kaiser will mich durchaus“, wie er
seinem Vater schreibt, „nicht vor Montag den 2. von hier
weglaßen, hat mir dieß so dringend nahe gelegt, daß ich es
ohne Unhäflichkeit nicht abschlagen konnte.“ Er blieb also,
nachdem er Nachurlaub erhalten hatte. In diese Tage seines
Aufenthalts fiel am 12. Juni eine glänzende Parade, wo er
die bekanntesten österreichischen Generäle kennen lernte.
Nach der Ansicht von Hassel haben damals Albert und Franz
Joseph den Freundschaftsbund geschlossen. Das ist nicht ganz
richtig, denn, wie ich gezeigt habe, ist die Freundschaft schon
1837 begründet worden. Man kann aber sicher sagen, daß
damals ihre Freundschaft wesentlich vertieft und verinner-
licht worden ist. Sehr oft sah man sie Arm in Arm im Park
von Schönbrunn gehen. Beide waren damals noch unver-
heiratet und verkehrten deshalb ganz ungestört mit einander.
Sicher haben sie damals so manche politische Gespräche geführt
und sind dabei im wesentlichen immer einig gewesen. Es
ist ein Jammer, daß man nichts Näheres darüber weiß, und
daß ihr Briefwechsel nicht mehr existiert. Fürst Felix Schwar-
zenberg sagte damals dem Gesandten: „Ihr Prinz hat hier
den günstigsten Eindruck hinterlassen, und was die Haupt-
sache ist, sich mit dem Kaiser vortrefflich verstanden.“ Am
30. Funi verlieh ihm der Kaiser das Goldene Pließ. Als er
am 2. Juli abreiste, war der Kaiser mit allen Erzherzögen
auf dem Bahnhof.
Die Rückreise erfolgte über Prag, wo er dem Erzherzog
Albrecht einen Besuch abstattete. Auch da wurde die Freund-
schaft weiter vertieft. Am 6. Juli kehrte Albert nach Bautzen
zurück. Aber schon am 9. weilte er in Dresden zur Feier der
Einweihung eines Denkmals für die im Maiaufstand ge-
fallenen sächsischen und preußischen Soldaten. Am 11. Juli
übergab der König im Schloßhof zu Dresden den vier Batail-
König Albert. 6