Reise nach Petersburg und Moskau. 75
Immerhin hat sich damals doch Albert der Zauber dieser alt-
russischen halborientalischen Stadt erschlossen, ein Zauber,
dem sich wohl kein Reisender entziehen kann oder vielleicht
konnte. Denn wir wissen ja nicht, wie jetzt das heilige
Moskau aussieht. Nach der Rückkehr schrieb Albert aus
Peterhof am 8. einen Brief an seinen Vater, dem ich
hier einiges entnehmen will: „Wir sind gestern von einer
außerordentlich interessanten Tour zurück, aus Moskau, wo
wir 2 Tage waren. Interessant schon war der Weg dahin,
eine Eisenbahn von 60 Wersten durch ein waldiges, moosiges
Land, in dem aber bei allen größeren Stationen sich palast-
ähnliche Gebäude mit sehr glänzender Einrichtung befinden.“
Albert rühmt die angenehme Gesellschaft, in der er die
Fahrt gemacht habe, besonders den Feldmarschall Heß, und
fährt dann fort: „Moskau selbst bietet meiner Ansicht nach
nur 2 außerordentlich schöne Dinge, den Totalanblick der
Stadt und den Kreml. Denke Dir die Vorstellung, die Du
von einer orientalischen Stadt gemacht hast, etwas mit dem
vermischt, wie man sich das alte Konstantinopel denkt, so hast
Du Moskaut Eine Unzahl von bizarr geformten Thürmen,
Kuppeln, welche beinahe alle mit Goldfarbe gemalt sind, die
Dächer beinahe aller Häuser grün, dazwischen, namentlich in
den Vorstädten, Gärten, so ist das Bild, das sich vom Kreml
bietet, so haben wir es namentlich den letzten Tag vom Thurm
des Iwan weliki (großer Iwan) aber bei dem schönsten
Sonnenuntergang gesehen, der alle Kirchen mit ihren Kup-
peln, alle Thürme roth färbte, während die Stadt noch (schon)
im Dunkel lag.
Anders freilich stellt sich die Sache, gelangt man in die
Stadt, die Straßen sind eng, die Häuser großentheils niedrig,
das Pflaster schlecht. Bemerkenswerth sind aber die Be-
wohner, die den Kern der eigentlich russischen Bevölkerung
ausmachen. Alles trägt den Kaftan und langen Bart. Doch
sind die Gesichter meist gutmüthig. Die Leute sind höflich und
freundlich. Als wir aus einem Laden traten, rief ein älterer