Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Wiener Konferenzen 1854. 93 
  
Aun sagte er mir vorhin, er würde deßwegen keinen Krieg 
führen (was ich nicht verstehe). Auch hofft er Besetzung der 
Fürstenthümer durch Rußen und Türken, (was nur nicht gut 
ohne die A infamen Punkte). England hat sich übrigens er- 
klärt, nach Annahme der 1 Punkte in Friedensunterhand- 
lungen einzugehen. Man rechnet stark auf die Annahme 
Rußlands und auf Preußen. Also ist dem partout nicht zu 
trauen.“ 
Eine Antwort des Königs hat sich leider nicht erhalten. 
Aber die ganze Frage war für ihn so wichtig, daß er noch im 
Herbst 1854 und zu Beginn des Jahres 1855 je einen Brief 
über die Sache an den jungen Kaiser schrieb. Diese beiden 
Briefe, deren Abschriften aus Wien mir vorliegen, behalte 
ich mir vor, bei einer anderen Gelegenheit anzuführen. Sie 
sind darum besonders bemerkenswert, weil es das einzige Mal 
war, wo sich der König direkt an den jungen Kaiser wandte. 
Sonst bediente er sich zu politischen Nachrichten immer seines 
Sohnes. Es ist deshalb sehr zu bedauern, daß dessen Briefe 
an den Kaiser sich nicht erhalten haben. 
Der Winter verlief auch gesellig ziemlich ruhig. Die könig- 
liche Familie wurde im Februar 1855 wiederum in tiefe 
Trauer versetzt, da am 10. Februar der Herzog von Genua 
starb. König Johann erteilte dem Kronprinzen den Befehl, 
sich nach Curin zu begeben, um seiner Schwester Trost und 
Beistand zu leisten. Er reiste am 19., und zwar zunächst nach 
Wien, wo er sich zwei Tage auphielt. Von da schrieb er 
seinem Vater am 22.: „Ich kann mir nicht entbrechen, Dir zu 
meiner großen Freude zu melden, daß ich viel beruhigter von 
hier weggehe. Der K. scheint nicht nur entschieden Frieden 
zu wünschen, sondern auch entschloßen, denselben durchzu- 
setzen. Die frühere Animosität gegen Rußland scheint mir 
versöhnlicherer (Stimmung) Platz gemacht zu haben. Er 
sprach auch gestern zum ersten Male wieder von Politik mit 
Koenneritz, was seit einem Jahr nicht mehr geschehen.“ Dar- 
auf erwiderte ihm Johann am 23.: „Was Du mir über den
	        
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