Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

94 Die Zeit von 1854 bis 1865. 
  
K. schreibst, ist mir ein Trost. Gott gebe es, daß er seine Ab- 
sichten mit Festigkeit durchführe, denn von der anderen Seite 
(nach W.) scheint wenig guter Wille da zu seyn.“ Er schließt 
den Brief mit den Worten: „Ich baue jetzt an der Komposition 
des Staatsrathes, der bis zu Deiner Rückkehr wohl ziemlich 
fertig seyn wird.“ 
Die Weiterreise ging über Laibach nach Triest, von wo er 
mit dem österreichischen Kriegsdampfer Taurus nach Venedig 
fuhr. Am 27. traf er in Turin ein. Gern würde man seine 
ersten Eindrücke von Italien erfahren. An den Vater hat er 
nur über seine Schwester folgendes geschrieben: „Lilli geht es 
recht gut, auch ihre Stellung in und außer dem Hauseläßt nichts 
zu wünschen übrig, mit ihrem gesunden Menschenverstand 
hat sie immer das rechte zu treffen gewußt. Alles spricht mit 
großer Achtung und Liebe von ihr, namentlich von ihrer Pflege 
des armen Ferdinand.“ Die Briefe an die Gemahlin sind 
ja, wie ich schon sagte, verbrannt. Albert kam gerade in 
Turin an, als das sardinische Truppenkorps von 15000 Mann 
nach der Krim abgehen sollte. Der Schwager war schon seit 
dem 11. Februar in der Superga begraben. Doch konnte 
Albert noch am 10. März einer Messe für den Herzog in der 
Kathedrale beiwohnen. Er lebte ganz still in Turin und ver- 
kehrte fast nur mit seiner Schwester, der er in diesen Tagen 
eine wirkliche Stütze sein konnte. Doch lernte er den König 
Viktor Emanuel, den Grafen Cavour und den General La 
Warmoro kennen. Hassel schreibt, diese Bekanntschaften hätten 
ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das glaube ich 
wohl schon, aber sicher keinen angenehmen. Denn man sah 
am sächsischen Hof den sardinischen Bestrebungen nicht im 
entferntesten wohlwollend zu. Außerdem schreibt General 
von Carlowitz in den schon von mir angeführten Erinne- 
rungen, Albert habe überhaupt Vorurteile gegen die Staliener 
gehabt. Wenn das der Fall beim König Anfang der achtziger 
Jahre war, wo sicher sein Urteil ruhiger und abgeklärter ge- 
worden war, so wird es erst recht 1855 so gewesen sein. Leider
	        
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