8.8. Charakter der Staatsgewalt. 23
2. Charakter der Staatsgewalt in den deutschen Staaten.
8. 8.
Die Staatsgewalt in den deutschen Staaten war
nach Auflösung des deutschen Reichsverbands bei der
Stiftung des Rheinbundes und nach dessen Auflösung
bei der Stiftung des Deutschen Bundes als souverain an-
erkannt worden.! Auch sind alle damit unvereinbaren,
aus der Reichszeit stammenden staatsrechtlichen Ab-
hängigkeitsverhältnisse theils durch den Art. 34. der
Rheinbundsacte, theils später beseitigt worden.?
Die deutschen Staaten standen jedoch nicht isolirt
neben einander. Sie waren die einzelnen politischen
Organismen in einem Volke, das in einem nahezu tausend-
jährigen Reichsverbande geeinigt war und auf die Fort-
dauer seiner Einigung ein unverbrüchliches Recht hat.
Diesem höheren Rechte hat sich die Selbständigkeit der
einzelnen deutschen Staaten jeder Zeit unterzuordnen.
1 Rheinbundsacte Art.4, Deutsche Bundesacte Art.1, Eingang.
2 Rheinbundsacte Art. 34: „Les — — princes confederes re-
noncent, chacun d’eux pour soi, ses hEeritiers et successeurs, & tout
droit actuel, qu’il pourrait avoir ou pretendre sur les possessiona
des autres membres de la confederation telles qu’elles sont et.
telles qu’elles doivent ötre, en consequence du present traite; les
droits Eventuels de succession demeurant seuls reserves, et pour
le cas seulement, oü viendrait & s’eteindre la maison ou la branche
qui possede maintenant, ou doit, en vertu du present traitd, pos-
seder en souverainete les territoires, domaines et biens, sur les-
quels les susdits droits peuvent s’etendre.” Die richtige Aus-
legung dieses Artikels siehe u. A. beiZachariä, deutsches Staats-
und Bundesrecht, $. 36. Gegen die Statthaftigkeit eines vasalli-
tischen Verhältnisses eines deutschen Souverains als solchen zu
einem anderen Souverain spricht sich besonders aus der Bundes-
beschluss vom 20. Januar 1848; damit ist aber keineswegs auch die
Fortdauer des in der Lehnsherrlichkeit enthaltenen eventuellen
Successiongrechts verneint. Zöpfl, Staatsrecht, $. 259.