178 Sachsen während des Befreiungstriegs von 1813.
Thaler kosteten. Ein neues, schreckliches Contingent solcher Un-
glücklichen lieferten die Kämpfe in der Lausitz seit dem 12. Mai,
zumal die mörderische Schlacht bei Bautzen. In ganzen Wagen-
zügen sah man sie täglich in Dresden anlangen; da aber in
dem völlig entkräfteten Lande Spannfuhren bald gar nicht mehr
aufzutreiben waren, so wurden über tausend Schubkärrner auf-
geboten, die nun, jeder mit einem Verwundeten befrachtet, in
Dresden einzogen; allein vom 23. bis 25. Mai kamen daselbst
17000 Verwundete an. Die Leichtrerwundeten mußten, in
Dresden mit Schimpfworten abgewiesen, sich weiter schleppen,
bis sie in Wilsdruff, Nossen oder Waldheim eine Hospital-
verwaltung fanden, die sich ihrer erbarmte 1). Nun kam der
Waffenstillstand und brachte, indem er nur den kleinsten und
ärmsten Theil von Schlesien in den Händen der Franzosen
ließ, im übrigen sie auf das gänzlich ausgesogene Sachsen be-
schränkte, statt Erleichterung Erschwerung der Kriegslast. Selbst
bei der größten Regelmäßigkeit würde die Verpflegung so un-
geheurer Truppenmassen für das Land hart und drückend ge-
wesen sein; die grenzenlose Vernachlässigung der Heeresverwaltung,
die in ihr von oben bis unten heimische Gaunerei und Stehlerei,
die betrügerische Wirthschaft in den Lazarethen und die Folgen
davon, Mangel und Hunger, welche die Nachsicht der Heerführer
gegen die Ausschweifungen ihrer Untergebenen zu rechtfertigen
schienen und selbst die Gensdarmerie d’Elite zum Plündern zwan-
gen, endlich die im ganzen Heere überhandnehmende Verwilderung
machten sie unerschwinglich und verschlangen Hab und Gut der
Bewohner völlig. Die Scenen des dreißigjährigen Kriegs
wiederholten sich in der Lausitz; es bildeten sich förmliche Bi-
vouaks obdachloser Bauern, die alles eingebüßt hatten und in
Büschen wohnten. Es ergab sich u. a., daß sich nur in Dresden
einige tausend Franzosen seit Wochen ohne Beruf herumgetrieben
hatten, bevor der Commandant, General Durosnel, dahinter
kam und sie an den Ort ihrer Bestimmung wies. Mit welchen
Gefühlen mochte das Volk in dem vorgeschriebenen Kriegsgebete
1) Odeleben, S. 99.