Has deuische Reich und seine einzeluen Glieder. (Juli 15.) 215
die Ernennung Mahbechs z zu Handelsmisser Zu dessen Ressort die Eisen-
E S gehörte wei Monate später datirt der kaiserliche
der ant Bericht des rtu r genehmigl, daß „die Verwaltung
* isheri ahnen von einem befonderen Reichsamt als einer dem Reichs-
kanzler unmittelbar unterstellten Centralbehörde geleitet werde.“
dieser Erlaß heut erst ausgeführt wird, weßhalb das neue Reichsamt nicht
in den Etat für 1879.80 oder wenigstens in den Nachtragsetat aufgenommen
wurde, der die Aufhebung des Reichskanzleramts für Elsaß= Lothringen,
welchem bisher die Verwaltung der Reichseisenbahnen unterstellt war, mit
Rücksicht auf die neue Organisation des Reichslandes finangiel regelte, das
ist ein absolutes Räthfsel. Möglich immerhin, daß Hr. Maybach dieses neue
Reichsamt als Nebenamt verwaltet, jo daß dadurch dem Reiche weilere Aus-
gaben nicht ensteben. Aber ein „Reichsamt“ kann doch nicht wohl mur aus
einem Chef bestehen, namentlich nicht ein besonderes Reichsamt, welche
„Reichsanzeiger“ als eine dem Neichskanfler unmittelbar ibtstl3te are
behörde bezeichnet. Davon abgesehen, kann die Ernennung des Hru. May-
bach, so überraschend sie kommt, ihrer Teudenz nach nicht rät Feltast er-
scheinen. Die Personalunion zwischen diesem Reichsamt, welchem also jetzt
die Centraldirection der Reichseisenbahnen in Straßburg unterstellt ist, mit
dem preußischen Eisenbahnministerium verstärkt den Einfluß der preußischen
Eisenbahnpolitik auf dem deutschen Süden, und ist ein neuer Schrilt auf
dem Weg, an dessen Ende das Reichseisenbahnproject steht, gegen dessen Aus-
führung Hr. Windthorst und seine Freunde „föderative Garantien“ noch
nicht beschafft haben und auch keine beschaffen werden.
15. Juli. (Deutsches Reich.) Nachrichten von einer zwischen
Rußland und Deutschland eingetretenen Spannung und von einer
Annäherung der ersteren Macht an Frankreich treten wieder sehr
nachdrücklich auf.
Die „Kreuzttg constatirt die Thatsache und fügt bei, es sei aller-
dings nicht zu verkennen, daß manche unliebsame Sympkome erkennbar sind,
welche auf eine Trübung der Beziehungen wischen Deutschland und Ruß-=
land hinzudenten scheinen. An erster Stlle könnte man auf die russische
Presse verweisen, welche seit langer zeit der Gehässigkeit gegen Deutschland
die Zügel schießen läßt. Welche begründeten Beschwerden hat Rußland zu
erheben? Beschwerden allerdings, infofern Deutschland sich nicht dazu her-
geben will und kann, die enropäischen Interessen den einseitigen Interessen
Rußlands zu opfern Aber könnte Rußland glauben, seinen Interessen durch
eine feindselige Politik gegen Deutschland eine bessere Förderung zu geben?
15. Juli. (Deutsches Reich — Hamburg u. Bremen.)
Die seitens des Reichskanzlers versuchte Anregung, die Hansestädte
zum Eintritt in den Zollverein und zum Verzicht auf die ihnen
verfassungsmäßig garantirte Freihafenstellung zu bestimmen, ist für
dießmal erfolglos geblieben. Gegen die vielfach laut gewordene Er-
wartung haben die Senate von Hamburg und Bremen sich nicht bereit
erklärt, in Verhandlungen über ihren Einschluß in den Zollverein
einzutreten, wohl aber dazu, im Wege commissarischer Berathungen
die Gründe auseinander zu setzen, aus denen sie zur Zeit und na-
mentlich angesichts der Zolltarifreform im Sinne der Vermehrung