fullscreen: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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übrig bleibt. Die Factoren kaufen das rohe Geflecht auf, bleichen 
und sortiren es und führen dasselbe dem Handel zu. Für den sehr 
bedeutenden Handel mit in- und ausländischen Geflechten bildet 
Dresden den Hauptstapelplatz. Die Geflechte werden aus Sachsen, 
Böhmen, aus dem Schwarzwalde, aus dem Florentinischen und 
Venetianischen, aus der Schweiz, sowie aus China und Japan be— 
zogen. Die bedeutende Einfuhr von ordinären Geflechten aus China, 
sowie von feinen Geflechten aus der Schweiz, welche im Ganzen bis 
zu */, des Gesammtbedarfs stieg, drückte auf die Lage der Flechterei, 
wie auch die Holzbastflechterei bedeutend zurückgegangen ist, und als 
nicht mehr lohnend bezeichnet wird. Im großen Ganzen ist in der 
Lage der Strohflechterei in den letzten Jahren eine Wendung zum 
Besseren eingetreten. 
Fabrikanten und Händler klagen aber, daß eine gewisse Schwer- 
fälligkeit die Flechterei am Aufschwunge hindert. Einestheils liefern 
die Flechter nicht so schöne und gleichmäßige Arbeit, wie z. B. die 
italienischen und schweizer Flechter, anderntheils sind sie nur schwer 
dazu zu bringen, neue, andere und gangbare Geflechte herzustellen, 
als sie von Kindheit an gelernt haben. Sie bleiben viel zu lange 
bei den hergebrachten Sorten. 
Zur Hebung der Flechtindustrie errichtete man Flechtschulen: 
1836 zu Dippoldiswalde, 1837 zu Freiberg, 1878 zu Altenberg, 
Geising und Reinhardsdorf, 1883 in Hohnstein, Pirna und Schandau. 
Die Reinhardsdorfer Flechtschule ist 1881 eingegangen. Diese Flecht- 
schulen sollten durch Anleitung zur Anfertigung verkäuflicher Gegen- 
stände die Hausindustrie im Allgemeinen heben und beleben. Daher 
sollte die heranwachsende Jugend gelehrt werden, feinere Muster- 
geflechte herzustellen und die hinreichende Geschicklichkeit zu gewinnen, 
um der Mode entsprechende und folgedessen besser bezahlte Geflechte 
zu fertigen. Da nun das Flechten von je her in der Hauptsache 
eine Arbeit von Frauen, Mädchen und Kindern gewesen war, deren 
flinken, leichtbeweglichen Fingern es am leichtesten wurde, die Flecht- 
arbeit herzustellen, so waren es auch diese vor Allem, welche zu 
sorgfältigerer Ausführung der Arbeit zuerst wieder herangezogen 
werden mußten. Indem man bei dem Unterricht der Kinder anfing, 
pflanzte man die Sorgfalt in der Anfertigung der Geflechte, von den 
einfachsten bis zu den künstlichsten, von den Kindern zu den Erwachsenen, 
Mädchen und Frauen weiter fort. Der Zudrang zur Aufnahme in 
die Kunstflechtschulen von Altenberg und Geising war 1885 so be- 
deutend, daß Viele von den Angemeldeten zurückgewiesen werden 
mußten. — Man hoffte, auf diese Weise die Strohflechterei wieder 
lebensfähig zu machen.
	        
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