Full text: Gesetzsammlung für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Neunundsechzigster Jahrgang. 1908. (69)

1908 o8 
Anlage. 
Gemeinfaßliche Belehrung über die als Influenza der 
Pferde bezeichneten Krankheiten. 
Der Begriff der Pferdeinfluenza umsaßt zwei ihrem Wesen nach verschiedene 
seuchenhafte Krankheiten der Pferde. Die eine dieser Krankheiten ist eine an- 
steckende Lungenbrustfellentzündung und wird daher als Brustseuche bezeichnet. 
Die andere ist durch hochfieberhafte Allgemeinerkrankung, durch Schwellungen der 
Haut und Augenschleimhant sowie durch Eutzündung der Magen= und Darm- 
schleimhant gekennzeichnet. Diese Krankheit wird als Pferdestaupe oder Rot- 
laufseuche oder als Jnfluenza im engeren Sinne bezeichnet. Zuweilen er- 
krankt ein und dasselbe Pferd gleichzeitig an Brustseuche und an Pferdestaupe. 
1. Die Brustseuche. 
Wesen. Die Brustseuche ist eine ansteckende Entzündung der Lunge und 
des Brustfells. Der Ansteckungsstoff ist zur Zeit noch nicht sicher bekannt. Auch 
die Art und Weise der Ansteckung steht noch nicht fest. Vermutlich wird der Au- 
steckungsstoff durch die Atmungsluft und die Ausscheidungen, außerdem aber auch 
durch Zwischenträger (Dünger, Stren, Personen usw.) von den kranken Pferden 
auf gesunde übertragen. Die Seuche tritl namentlich in den größeren Pferde- 
beständen der Städte auf und zeigt gewöhnlich im Winter eine hrößere Verbreitung 
als im Sommer. Erkältungen, Uberanstrengungen, Trausporte erhöhen die Em- 
psänglichkeit der Pferde für die Erkrankung. 
Das einmalige Überstehen der Brustseuche schützt die meisten Pferde gegen 
wiederholte Erkrankung. Die durchgeseuchten Pferde können jedoch noch viele 
Wochen nach der Genesung den Ansteckungsstoff auf gesunde Pferde übertragen. 
Nach der Aufnahme des Austeckungsstoffs werden die Erscheinungen der Brust- 
seuche nicht sofort sichtbar. Zwischen dem Eindringen des Ansteckungsstoffs in den 
Körper und dem Auftreten der ersten offensichtlichen Krankheitserscheinungen liegt 
vielmehr eine verschieden lange, sogenannte Inkubationczeit, die vielfach 5— 10 Tage 
beträgt. 
Merkmale an den lebenden Tieren. 
Die ersten Erscheinungen der Brustseuche sind gelbrote Färbung der sichtbaren 
Schleimhänte (Augenbindehaut, Maulschleimhant), verminderte oder aufgehobene
	        
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