fullscreen: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Entwicklung geeigneter Distrikte durch Anschlußbahnen, 
Feldbahnen und Automobilverkehr großen Vorteil. Er 
meint, bevor man an den Bau einer Nordbahn ginge, 
sollte man zunächst das Land im Bezirk Misahöhe jen- 
seits des Gebirges noch einmal auf eine mögliche Ver- 
längerung der Palimebahn hin prüfen. Wenn das Ge- 
birge zweifellos auch Schwierigkeiten verursache, so 
würden die ersten 50 km Luftlinie bis zum Assiokoko- 
Fluß aber vom ersten Tage an der Bahn Frachten 
und Passagiere in beträchtlichem Umfange liefern. 
Verglichen mit diesem Gebiete ist das Land zwischen 
Atakvame und Sokodé, etwa 160 km Luftlinie, von 
  
geringerem Wert. Sollte sich das herrenlose Wald- 
gebiet in der Landschaft Boöm, welches 50 000 bis 
60 000 ha groß ist, zur Anlage von Llpalmpflanzgungen 
eignen, so stände jener Gegend eine sehr gute Ent- 
wicklung in Aussicht. Auch der Bezirk Kete Kratschi 
dürfte in landwirtschaftlicher Beziehung entwickelbar 
sein, was für eine spätere Weiterführung der Bahn 
von Wichtigkeit wäre. Es wäre wünschenswert, wenn 
man jenen Bezirk sowie das Land zwischen dem Bo- 
Gebirge und Oti-Fluß gründlich auf seine Entwicklungs- 
möglichkeit, auch für enropäischen Plantagenbetrieb, 
untersuchte. 
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
* Der Bahnbau Massaua — Ksmara in der 
itallenischen Kolonie Erithrea. 
Am5. Dezember 1911 wurde in der italienischen 
Kolonie Erithrea die letzte Teilstrecke der Bahn 
Massaua — Asmara dem Verkehr übergeben. 
Damit ist nunmehr der sehr schwicrige Bau der 
ersten italienischen Kolonialbahn in Erithrea mit 
118 km Gesamtlänge vollendet. 
Die seit Februar 1885 von italienischen Truppen 
besetzte Stadt Massauga ist seit März 1888, 
während der kriegerischen Verwicklungen mit 
Abessinien, der Anfangspunkt einer über Saati — 
27 km — in südwestlicher Richtung nach dem 
Binnenlande führenden militärischen Eisenbahn von 
0,95 m Spurweite geworden. Sie wurde später 
zur Benutzung für den allgemeinen Verkehr frei- 
gegeben. Der Bau dieser Anfangsstrecke kostete 
nahezu 3.000 000 Lire. Nach längeren Vor- 
bereitungen wurde der Bau im Jahre 1900 
wieder aufsgenommen und bis zur Station Mai- 
Athal fortgeführt. 1901 wurden neue Vor- 
arbeiten begonnen für die in drei Abschnitten 
herzustellende Bahn Mai-Athal — Ghinda, 
Ghinda — Nefassit und Nefassit — Asmara. 
Im September 1906 waren im ganzen 71 km 
bis Ghinda in Betrieb. Für die Verlängerung 
der Bahn von Ghinda nach Asmara wurde 
durch Königlichen Erlaß vom 30. Dezember 1909 
die Aufnahme einer Anleihe der Kolonie Erithrea 
im Betrage von 9 750 000 Lire genehmigt. Die 
Verlängerung der Bahn bis Asmara, dem jetzigen 
Sitz der italienischen Kolonialregierung, ist nun- 
mehr vollendet und die ganze Strecke seit Ende 
des Jahres 1911 — also nach nahezu 24 jähriger 
Bauzeit — im Betriebe. Die Bahn hat in ihrem 
letzten Abschnitt Ghinda — Nefassit— Asmara den 
ausgesprochenen Charakter einer Gebirgsbahn mit 
vielen künstlichen Längenentwicklungen, Kehren 
und Schleifen. Der höchste Punkt der Bahn liegt 
nahezu 2400 m über dem Meere, so daß sie also 
der höchsten Höhe der Ugandabahn nahe kommt. 
Die Züge gebrauchen zwischen Massaua und 
  
Asmara für die Bergfahrt 7, für die Talfahrt 
6 Stunden. 
Die Bahnlinie Massaua —Asmaro zerfällt 
in die Abschnitte Massaua (Taulud) — Ghinda — 
69,4 km — und Ghinda—efassit— Asmara — 
48,5 km —. In dem ersten Abschnitt ersteigt 
die Bahn von der Küste aus mit einer größten 
Steigung von 29,95 % 0 in Ghinda eine Höhe 
von 888 m. Der kleinste Krümmungshalbmesser 
beträgt 100 m. Der zweite Abschnitt war 
wesentlich schwieriger in der Bauausführung. 
Hier gelangt die Bahn mit fast unnunterbrochenen 
Steigungen von 35 %0 und kleinsten Krümmungs- 
halbmessern von 70 m kurz vor Asmara auf 
eine Höhe von 2394,5 m und endet in Asmara 
auf 2342 m über dem Meere. 27 Tunnel (der 
längste hat 372 m Länge), zahlreiche Kunstbauten, 
Felseinschnitte, Galerien, gewölbte Viadukte, dar- 
unter solche von 13 und 14 Offnungen zu je 
10 m Weite, gewölbte Brücken bis zu 26 m 
Lichtweite u. dgl. waren hier auszuführen. Die 
Dammkrone der Bahn ist 3,5 m breit, das Lademaß 
der Bahn zeigt eine Breite von 2,9 m und eine 
Höhe von 3,75 m. Die Spurweite beträgt, wie 
schon erwähnt, sonderbarerweise nicht 1 m, sondern 
0,95 m. Der Oberbau besteht aus 9 m langen 
Schienen von 110 mm Höhe und 90 mm Fuß- 
breite von 24,9 kg/m Gewicht, verlegt auf je 
11 eisernen Schwellen von 1,6 m Länge und 
24,9 kg Gewicht. Das Gesamtgewicht des Ober- 
baues, der in Kleinschlag gebettet ist, beträgt 
85 ke%m. Die Lokomotiven sind vierachsige Ver- 
bundmaschinen der Bauart Mallet von 900 mm 
Raddurchmesser. Der Gesamtradstand beträgt 
4,65 m, die Gesamtlänge 8,9 m. Das Dienst- 
gewicht beläuft sich auf 34 t bei einem Raddruck 
von 4,25 t, die nutzbare Zugkraft auf 4430 kg. 
Der Kohlenvorrat der Lokomotiven beträgt 1000 kg, 
der Wasservorrat 2,8 echm. Reparaturwerkstätten 
der Bahn sind in Ghinda errichtet. 
Die Gesamtkosten der 118 km langen Strecke 
haben 19 271 232 Lire betragen, das sind rund
	        
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