Contents: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Großbrillonnien. (März 30 — April 5.) 359 
30. März. Unterhaus: lehnt Mariott's Amendement zu 
Gladstone's Glotürc-Bill, daß die einfache Mehrheit zum Schluß 
einer Debaite nicht genüge, mit 318 gegen 279 Stimmen ab. 
Die Mehrheit ist eine sehr kleine: das Parlament läßt sich offenbar 
nur sehr ungern #r Elotüre herbei, so tief auch der Unmut, über die irische 
Obstruktion ist. stehen denn auch nicht weniger als 32 weilere Amen- 
dements zur * aus. Nur zu einer Zweidrittelsmehrheit würden 
sich auch die meisten Tories herbeilassen. 
1. April. (Ostindien.) Mit diesem Tage treten in Östindien 
Verwaltungskörper in Thätigkeit, die teilweise aus Wahlen hervor- 
gehen, was eine gewaltige Neuerung in der Geschichte dieses Landes 
bildet. 
Ein Erlaß des jehigen Bizegouverneure, Marquis v. Ripon, vom 
"20. September 1881 krug allen Provinzregierungen auf, mit dem 1. April. 
dem Aeginn des indischen Finangjahres, für 1882 83 in jedem Bezirk Ver 
walkungsausschüsse zu bilden, welche unter Vorsitz des ersten Polllischen 
Beamten die Distriklsbudgele ausstellen sollen. Dabei ist zu erwägen gege- 
ben, diese neuen Verwaltungslörper wenigstens teilweise aus Wahl hervor- 
gehen zu lassen, und bereils liegt aus den Nordwestprovinzen eine solche 
Wahlordnung vor. Die politischen Vereine strebten eine direlte Wahl an 
und ergehen sich, wie 3. B. die britisch-indische Gesellschafl, in eingehenden 
Vorschlägen, welche Slenerziffer wahljähig machen solle. Der gewöhnliche 
Fehler der Reformer, auf einmal viel zu viel zu geben, lag hier sehr nahe. 
Der stellvertretende Gonverneur zu Allahabad aber umschiffte diese Klippe 
sehr glücklich durch die Verordunng, daß die Mitglieder der neuen Körper 
zur Hälfte bis zu zwei Dritteilen auf Vorschlag der Bezirksbeamten von 
ihm ernannt werden und zur andern Hälste sich aus den Bezirks zangehörigen 
durch Kooptierung ergänzen. Der weitern Entwickelung der Frage wird mit 
Spannung entgegengesehen. 
4. April. Unterhaus: Debatte über die Lage der Dinge in 
Irland. 
Gorst erklärt, sobald das Parlament nach Ostern wieder zusammen- 
trete, erwarte das Land von der Regierung, daß sie demselben endlich eine 
unzweideutige Erklärung ihrer irischen Politik Woregen werde. Gladstone 
erwidert, die Lage sei allerdings sehr ernst; es handle sich aber nicht um 
eine politische, sondern um eine soziale Nebolntton. Schon Wellington habe 
gesagt, gegenüber einer Revolulion gegen Zehnten und Pacht seien die 
Hilfsquellen der Regierung eines freien Landes unvermögend. Er selbst sei 
überzeugt, daß hinter den Agrarverbrechen höhere Einflüfse ständen. Die 
Mitglieder der Landliga möchten doch den klaren Beweis liefern, daß ihre 
Gelder nicht solchen Zwecken gedient. Der Zeitpunkt der Wahl weiterer 
Maßregeln müsse dem Ermessen der Regierung vorbehalten werden. 
5. April. Ein Teil der öffentlichen Meinung fängt an, vor 
einem Tunnel und einer Eisenbahn zwischen England und Frank- 
reich Angst zu bekommen, weil dadurch eine Invasion des Landes 
vom Festland her ermöglicht oder erleichtert würde. Die Regierung 
befiehlt daher, den Kanal-Tunnelbau einzustellen, bis eine vom
	        
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