Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1877. (4)

23. 313 
Der Unterricht in der Mineralogie wird in der Weise mit dem Chemieunterricht ver- 
bunden, daß die einzelnen Mineralien bei den betreffenden chemischen Verbindungen vorgezeigt 
und charakterisirt werden. 
Der Lehrstoff vertheilt sich auf die einzelnen Curse wie folgt: 
V. Curs. Woöchentlich 3 Stunden. 
Die Verbindungsgesetze und ihre Erklärung durch die Atomtheorie. Krystallsysteme. 
Die Metalloide und deren Verbindungen. Stöchiometrische Uebungen. 
VI. Curs. Wöchentlich 3 Stunden. 
Die wichtigsten Metalle, ihr Vorkommen in der Natur und ihre wichtigsten Verbindungen. 
Stöchiometrische Uebungen. 
Zusammensetzung und allgemeine Eigenschaften der organischen Verbindungen. Kohlen= 
hydrate und Eiweißstoffe. Geistige Gährung, Essigbildung und Fäulniß. Conservirung. 
Fette Verseifung. Trockene Destillation und die wichtigsten Producte derselben. Farbstoffe. 
Aetherische Oele. Harze. 
K. 15. 
Zeichnen. 
Das Zeichnen soll nicht als bloße „Fertigkeit“, sondern auch als ein das Anschauungs- 
vermögen schärfender und den Geschmack veredelnder Unterrichtsgegenstand, somit als ein sehr 
wesentliches formales Bildungsmittel angesehen und behandelt werden. 
Mit Rücksicht auf das wesentlich bürgerliche und zumeist gewerblich praktische Bedürfniß, 
welchem die Realschule entgegenkommen soll, haben für das Freihandzeichnen das freie Orna- 
ment, für das Linearzeichnen die geometrischen Constructionen mit den darauf gegründeten 
linearen Verzierungen als Basis des Unterrichtes zu dienen. Mit talentvollen, in der Orna- 
mentik schon hinreichend geübten Schülern kann zum Zeichnen von Theilen des menschlichen 
Körpers übergegangen werden. Das geometrische Zeichnen ist unter Anderem auch zu Ver- 
zierungen à la grecque, zu parketbodenartigen Mustern und gothischem Maßwerk und in 
den oberen Classen auch zu allgemein bildenden architektonischen Vorwürfen, wie Säulenord- 
nungen, Bogenstellungen u. s. w zu verwenden. 
Soweit nur immer möglich, ist das System des Massenzeichnens in Anwendung zu 
bringen. Der Lehrer wird entweder an der Schultafel oder auf großen Papierbogen vor-
	        
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