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leiden tritt häufig mit solcher Heftigkeit auf, daß die Hornkapseln sich lostrennen uud die
befallenen Thiere sich nur schwer von der Stelle bewegen können.
Der Ansteckungsstoff, welcher bei dieser Krankheit erzeugt wird, ist theils flüchtiger,
theils fixer Natur; derselbe findet sich in dem Athem der kranken Thiere und haftet an
dem Inhalte der Blasen, am Maulschleime, an dem Blute und an allen Ausleerungen der
befallenen Thiere, insbesondere auch in der Milch, am Koth und Harn.
Die Ansteckung erfolgt entweder direkt von Thier zu Thier oder durch Zwischenträger
(selbst durch Menschen), an denen der Ansteckungsstoff haftet; hauptsächlich sind es die Vieh-
märkte, die Eisenbahnviehwagen und die Wege, auf denen kranke Thiere getrieben werden,
die Stallungen, in denen dieselben gestanden, Dünger, Stroh und Heu, Stallgeräthschaften
rc. 2c., welche von dem Ansteckungsstoff verunreinigt werden und als die gefährlichsten
Zwischenträger desselben angesehen werden müssen.
In Deutschland und in den westlichen Ländern Europas entwickelt sich die Seuche
niemals von selbst; dieselbe wird vielmehr stets aus dem Osten, vorzugsweise durch russische
Schweine eingeschleppt, welche, entweder durch große Länderstrecken getrieben, oder auf Eisen-
bahnen transportirt, die Wege und Transportwagen infiziren, wodurch die Seuche oft in
ganz kurzer Zeit über weite Länderstrecken verbreitet wird.
- Die Zeit, in welcher die Seuche nach erfolgter Ansteckung zum Ausbruche kommt,
beträgt in der Regel 3 bis 6 Tage; auch können die Thiere wiederholt von der Seuche
ergriffen werden.
Die Dauer der Krankheit beträgt in der Regel 8 bis 14 Tage, abgesehen von ge-
wissen Nachkrankheiten, wie Geschwürbildungen, Wundliegen rc. 2c., welche die Genesung
der Thiere lange verzögern können, während die ursprüngliche Krankheit in der angegebenen
Zeit beendet ist. Abgesehen von Milchkälbern, welche der Seuche in der Regel erliegen,
führt letztere selten zum Tode, so daß eigentliche Verluste an größeren und werthvolleren
Thieren bei dieser Seuche weniger vorkommen.
Dennoch werden die Landwirthschaft und der Viehhandel durch diese Seuche in hohem
Grade geschädigt, und zwar in einer Ausdehnung, wie kaum bei einer anderen Thierseuche.
Die Verluste an Arbeitskraft, an Fleisch und Milch u. s. w. sind unberechenbar und
machen diese Seuche in hohem Grade gefährlich, weßhalb bei den jetzigen Viehverkehrsver=
hältnissen energische Schutzmaßregeln gegen dieselbe zur äußersten Nothwendigkeit geworden