Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1881. (8)

K 11. 145 
Inpfung, durch welche beabsichtigt wird, den an und für sich gefährlichen Krankheitsprozeß 
anstatt in den Lungen an einem weniger edlen Körpertheile, in der Regel an dem Schweife, 
zu Entwickelung zu bringen, indem man glaubt, daß Thiere, welche den Ansteckungsstoff 
duch die Impfung in ihren Körper aufgenommen und in dieser milderen Form überwunden 
lahen, in derselben Weise vor einer abermaligen Erkrankung geschützt seien, als ob sie die 
genseuche in ihrem natürlichen Verlaufe überstanden hätten. Ueber den Werth der 
Inpfung sind die Ansichten der Sachverständigen noch immer getheilt; frühzeitig angewandt 
hat sie vielfach zur Abkürzung der Seuche und zur Verminderung der Verluste beigetragen. 
Wch stattgehabter Aufnahme des natürlichen Ansteckungsstoffes ist die Impfung gewöhrlich 
ohne Erfolg. Die Wirkung der Impfung pflegt sich gewöhnlich in der dritten oder vierten 
Boche an der Impfstelle zu zeigen. Eine Uebertragung der Lungenseuche durch geimpftes 
(ucht bereits erkranktes) Vieh ist noch nicht beobachtet worden. 
Bei der Lungenseuche kommt der Ansteckungsstoff aus den kranken Lungen beim Aus- 
echmen und geht in die gesunden Lungen anderer Thiere beim Einathmen; so vollzieht sich die 
Austeckung in der Regel unmittelbar bei den in der Nähe kranker oder genesener Rinder 
stechenden Biehstücken, besonders in Ställen. Eine mittelbare Ansteckung ist bei der Lungenseuche 
sehr selten; kalte Kadavertheile und Abfälle stecken selbst durch Berührung nicht an; nur die 
Haut kann an der behaarten Fläche Ansteckungsstoff aufgenommen haben und dann unter 
Umständen eine Ansteckung vermitteln, wie andere giftfangende Sachen. Mit den Kleidern 
wird der Ansteckungsstoff nur in die Nähe von einem Stalle zum andern verschleppt. 
Je mehr die zum Einathmen gelangende Luft mit Ansteckungsstoff erfüllt ist, desto 
sicherer und schneller erfolgt die Ansteckung; athmen z. B. mehrere schwerkranke Rinder in 
einem kleinen Stallraume, so kann die Ansteckung in wenigen Minuten erfolgen; befindet 
sich dagegegen nur ein Individuum mit beginnender oder schon länger überstandener Lungen- 
seuche in einem geräumigen Stalle mit guter Ventilation, so können Monate vergehen, ehe 
gesunde Thiere in einem solchen Stalle angesteckt werden. Hieraus wird es erklärlich, daß 
die Lungenseuche zuweilen erst mehrere Monate nach der Einstellung eines aus einem Seuchen- 
stalle stammenden Rindes zum offenbaren Ausbruch kommt. Unter einer Herde auf der 
Weide erfolgt die Ansteckung nicht so schnell und so sicher als im Stalle; die Lungenseuche 
kann deßhalb unter einer Gemeindeherde, die sich Abends bei der Rückkehr von der Weide 
in viele einzelne Ställe der Besitzer vertheilt, einige Jahre herrschen, ehe sie in allen ein-
	        
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