Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1881. (8)

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Die Rotzkrankheit entsteht nur durch Ansteckung. 
Der Ansteckungsstoff, das Rotzgift, ist theils flüchtiger, mehr aber fixer Natur, 
von sehr großer Wirksamkeit, d. h. Ansteckungsfähigkeit, welche schon in den ersten Anfängen 
der Krankheit beginnt und sich bei längerer Dauer immer mehr und mehr steigert. Das 
Rotzgift findet sich vorzugsweise im Nasenausfluß, in der Absonderung der Geschwüre, in 
der Lungen= und Hautausdünstung vor, ist sehr zähe, kann sich lange Zeit wirksam erhalten 
und ist schwer zu zerstören. Die Ansteckung erfolgt entweder direkt von Thier zu Thier 
oder durch Zwischenträger, deren es eine große Zahl gibt. Vorzugsweise sind es Stall- 
ungen, in denen rotzkranke Pferde gestanden haben, dann sämmtliche Stallutensilien, Krippen, 
Raufen, Tränkeimer, Putzzeuge, Pferdegeschirre, Decken, Wagendeichseln u. s. w., welche 
das Gift aufnehmen und übertragen können, weßhalb bei jedem Auftreten der Rotzkrankheit 
diese Gegenstände einer gründlichen Reinigung (Desinfektion) unterworfen werden müssen. 
Ebenso ist die schleunige Tödtung der wirklich rotzkranken Thiere und die Absonderung der 
krankheitsverdächtigen Thiere von den noch anscheinend gesunden Pferden, sowie eine sorg- 
fältige Beobachtung der Letzteren dringend geboten. 
Die Zeit, in welcher nach der Aufnahme des Rotzgiftes die Rotzkrankheit zum Aus- 
bruch kommen kann, ist äußerst verschieden und hängt vorzugsweise von der Empfänglichkeit 
der angesteckten Thiere, von der Menge des aufgenommenen Ansteckungsstoffes und von 
dessen größerer oder geringerer Wirksamkeit ab. Die Krankheit kann indessen sehr lange 
unsichtbar bleiben, während sie innerlich schon vollkommen ausgebildet ist, und den An- 
steckungsstoff überall hin verbreiten kann, wie dieses bei dem sog. Lungenrotz, welche Form 
sich nur aus den angegebenen allgemeinen Krankheitserscheinungen vermuthen, oft aber gar 
nicht erkennen läßt, immer der Fall ist. " 
Man kann annehmen, daß nach erfolgter Ansteckung die Krankheit in den ersten 
8 Tagen fast niemals, in den ersten 14 Tagen höchst selten, in der Regel aber zwischen 
der vollendeten 3. Woche bis zur vollendeten 12. Woche zum Ausbruch kommt, doch kann 
der sichtliche Ausbruch weit später, selbst noch nach einem halben Jahre erfolgen, welche 
Fälle jedoch selten und nur als Ausnahmen vorkommen. 
Der Verlauf ist meistens ein langsamer (chronischer); hin und wieder tritt die 
Krankheit auch rasch verlaufend (akut) auf, jedoch nur in seltenen Fällen.
	        
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